Aquarienfische gehören zu den beliebtesten Heimtieren in der Schweiz: Rund drei Millionen Individuen bevölkern Schweizer Haushalte. Um sie artgerecht zu halten, braucht es viel Wissen.

Aquarienfische sind keine Deko-Objekte
In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Tierschutz STS, fair-fish, der Fachstelle Fischwissen, dem Verband Zoologischer Fachgeschäfte der Schweiz VZFS sowie dem Schweizerische Dachverband der Aquarien- und Terrarienvereine SDAT will das BLV die artgerechte Haltung von Aquarienfischen fördern.
Aquarienfische sind empfindsame Wesen, verfügen über soziale Intelligenz und sind lernfähig. Sie artgerecht zu halten, ist entsprechend anspruchsvoll: Es braucht grosse Kenntnis über artspezifische Bedürfnisse, Wasserqualität, Aquariengrösse und -einrichtung, Fütterung und Vergesellschaftung. Und es gibt Hunderte unterschiedlicher Arten von Aquarienfischen. Fehlen Fachwissen und Erfahrung, leiden die Tiere und sterben einen verfrühten, grausamen Tod – denn unerfahrene Fischhalter können das Leiden der Fische oft nur sehr schwer erkennen.
Fünf Handlungsempfehlungen
In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Tierschutz STS, fair-fisch, der Fachstelle Fischwissen, dem Verband Zoologischer Fachgeschäfte der Schweiz VZFS sowie dem Schweizerische Dachverband der Aquarien- und Terrarien-Vereine SDAT hat das BLV fünf Handlungsempfehlungen für potentielle Fischhalter entwickelt:
- Der Kauf von Aquarienfischen muss gut überlegt und geplant sein (kein Spontanentscheid).
- Interessierte informieren sich vor dem Kauf umfassend über die Ansprüche der gewünschten Fische.
- Das Aquarium sollte möglichst gross bemessen sein.
- Für die gemeinsame Haltung eignen sich ausschliesslich Fische mit gleichen Ansprüchen an die Wasserqualität.
- Anfänger sollten maximal zwei oder drei Arten in einem Aquarium halten.
Haltung und Pflege
Fische sind wechselwarme Tiere. Ihre Körpertemperatur entspricht der Temperatur des Wassers. Im Allgemeinen tolerieren sie nur geringe Temperaturunterschiede. Ist das Aquarienwasser zu warm, enthält es zu wenig des für Fische lebensnotwenigen Sauerstoffs.
Viele Fische haben sich an ganz bestimmte Umgebungen angepasst und tolerieren auch in einem Aquarium nur geringe Unterschiede in der Wasserqualität – etwa beim Säuregrad und der Wasserhärte.
Aquarien
Je mehr Fische pro Art oder je mehr verschiedene Arten gehalten werden, desto grösser muss das Aquarium sein. Ein Mindestvolumen von 54 Litern sollte nicht unterschritten werden. Grosse Aquarien sind in der Regel einfacher zu betreuen als kleine, da die Wasserqualität weniger schnell aus dem Gleichgewicht gerät. Eine Überbevölkerung des Aquariums muss verhindert werden: Viele Gesundheitsprobleme von Fischen treten auf, weil zu viele Tiere ein Aquarium teilen.
Die Tierschutzverordnung legt die Kriterien für die Haltung fest: Aquarien müssen den Mindestanforderungen nach Anhang 2 Tabelle 8 „Mindestanforderungen für das Halten von Fischen zu Zierzwecken“ entsprechen. Die Bestimmungen betreffen etwa das Mindestvolumen sowie die Mindestabmessungen (L / B / T) der Aquarien, die Wasserqualität und die Einrichtungen gemäss den Bedürfnissen der entsprechenden Fischarten.
Aquarien dürfen nicht allseitig direkt einsehbar sein, weswegen zumindest in Teilen des Aquariums ein Sichtschutz und Rückzugsmöglichkeiten für die Fische vorhanden sein müssen. Für Innenaquarien muss ein Tag-Nacht-Rhythmus eingehalten werden. Das Aquarium darf nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt sein. Starke Sonneneinstrahlung fördert das Algenwachstum und heizt das Wasser übermässig auf, wodurch der Sauerstoffgehalt des Wassers sinkt.
Die Fische werden erst vier Wochen nach dem Einrichten ins Aquarium gesetzt, da sich zuerst Bakterien entwickeln müssen, die es für eine gute Wasserqualität braucht. Die Bakterien siedeln sich vorwiegend im Filtermaterial und im Bodengrund an.
Besatz
Am besten beginnt man mit der Haltung einer Art oder höchstens zwei oder drei Arten. Bei in Gruppen lebenden Arten soll von Beginn weg eine genügend grosse Anzahl Individuen angeschafft werden. Spätere Zukäufe können Aggressionen auslösen und Krankheiten mit sich bringen.
Gesundheit
Bei Fischen ist das Behandeln von Krankheiten und Verletzungen schwierig und es gibt nur wenige Tierärztinnen und Tierärzte, die sich mit Fischen auskennen. Daher muss man vorbeugend handeln, indem man Fische optimal pflegt und für gute Haltungsbedingungen sorgt.
Fische erkranken, wenn die Wasserqualität nicht optimal ist oder sich zu viele Tiere das Aquarium teilen. Auch eine ungeeignete Kombination verschiedener Fischarten führt zu Stress und erhöht die Anfälligkeit für Krankheiten.
Anzeichen von Krankheiten sind:
- Dauerndes Schnappen nach Luft
- Rasches Bewegen der Kiemendeckel
- Ungewöhnliches Verhalten oder Apathie
Aber auch Fressunlust, Probleme mit dem Schwimmen und ein enges Anlegen der Flossen an den Körper können auf eine Krankheit schliessen lassen.
Eine Grobdiagnose der häufigsten Krankheiten lässt sich meist mit Hilfe von Büchern über Fischerkrankungen stellen. Einfache Mittel gegen Krankheiten sind in guten Zoofachgeschäften erhältlich.
Sozialkontakte
So unterschiedlich die Ansprüche der verschiedenen Fischarten, so unterschiedlich ist auch ihr Sozialverhalten. Die Haltung von Fischen in einem Aquarium muss auf das Verhalten der Fische in ihrem natürlichen Lebensraum ausgerichtet sein.
Viele der häufig gehaltenen Aquarienfische sind Schwarmfische, etwa Barben und Salmler, aber auch Guppys und Goldfische. Sie sollten immer in Gruppen gehalten werden. Die ideale Gruppengrösse ist abhängig von der Fischart.
Andere Fische, wie Buntbarsche, verteidigen ihr Territorium. In kleineren Aquarien können sie nur als Paar gehalten werden. Sie greifen in der Regel Fische der eigenen oder anderen Arten an. Mehrere Buntbarsche können nur in einem genügend grossen Aquarium gemeinsam gehalten werden.
Spiel und Beschäftigung
Das Aquarium sollte abwechslungsreich eingerichtet und dem natürlichen Lebensraum der Fische nachgebildet sein. So haben Fische die Möglichkeit, sich natürlich zu verhalten. Auch sollen die Fische abwechslungsreich gefüttert werden, was Zusammensetzung, Ort und Zeit betrifft.
Futter
Die Fressgewohnheiten von Aquarienfischen sind sehr vielfältig. Unter den Fischen gibt es Fleisch-, Pflanzen- und Allesfresser. Aquarienfische sollenmöglichst abwechslungsreich mit qualitativ hochwertigem Trockenfutter und wenn möglich mit Frost- oder Lebendfutter gefüttert werden.
Fische haben in einem Aquarium im Vergleich zur Natur eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Deshalb gilt: Überfüttern Sie Ihre Aquarienfische nicht. Zu viel Futter führt auch zu einem übermässigen Algenwachstum.
Wasserqualität
Für eine gute Wasserqualität braucht es eine gut funktionierende Filteranlage und das Wasser muss, abhängig vom Besatz und der Aquariengrösse, regelmässig gewechselt werden. Bei kleinen Becken sollte wöchentlich gut ein Drittel des Wassers ersetzt werden. Das temperierte Wasser wird am besten mit einer Brause zugeführt. Das Filtermaterial muss periodisch gereinigt werden. Dies darf jedoch nicht gleichzeitig mit dem Wasserwechsel gemacht werden, weil sonst die wichtigen Bakterien zu stark dezimiert werden.
Bereits bei der Auswahl der Arten ist darauf zu achten, dass die lokale Wasserhärte den Anforderungen der Fische entspricht. Die Information über die Wasserhärte kann bei der Wasserversorgung eingeholt werden.
Zucht
Wer Aquarienfische züchten möchte, muss über Fachwissen verfügen. Besonders anspruchsvolle Fischarten pflanzen sich nicht fort, wenn die Bedingungen nicht genau stimmen. Andere Arten wie die Guppys bringen fast in jedem Aquarium Junge zur Welt, so dass das Aquarium bald überbevölkert ist. Gute Plätze für Jungfische zu finden ist nicht einfach. Geburtenkontrolle ist bei vielen Fischen nur durch Geschlechtertrennung möglich, wie zum Beispiel bei den Guppys..
Bei den Aquarienfischen gibt es Zuchtformen, die das Wohlergehen der Tiere stark beeinträchtigen. Nach Tierschutzrecht muss das Züchten darauf ausgerichtet sein, gesunde Tiere zu erhalten, die frei von Belastungen und Einschränkungen in den Körperfunktionen und im Verhalten sind. Aquarienfische, die aufgrund unzulässiger Zuchtziele gezüchtet wurden, dürfen nicht an Ausstellungen gebracht werden. (Art. 30a Abs. 4 Bst. b TSchV).
Wer pro Jahr mehr als 1000 Aquarienfische abgibt, muss über eine kantonale Bewilligung des zuständigen Veterinärdienstes verfügen und eine entsprechende Ausbildung absolviert haben (vgl. Art. 101 Bst. c Ziff. 5 und Art. 102 Abs. 4 TSchV).
Tierheime und Fischauffangstationen
Wer seine Aquarienfische nicht mehr artgerecht halten kann oder will, bringt sie am besten in eine Fischauffangstation. Der Verband Schweizer Fisch- und Reptilienauffangstationen führt eine Liste mit Institutionen, welche die Tiere entgegennehmen und so lange pflegen, bis ein neuer Halter oder eine neue Halterin gefunden ist.
Fachgerechtes Töten
Aquarienfische dürfen nur von fachkundigen Personen getötet werden, die sich unter kundiger Anleitung und Aufsicht die notwendigen Kenntnisse und die praktische Erfahrung mit der Tötung von Aquarienfischen angeeignet haben und regelmässig töten (Art. 177 Abs. 1 + 1bis TSchV).
Das Töten muss schonend und verzögerungsfrei ablaufen. Die gewählte Tötungsmethode muss zum sicheren Tod des Fisches führen. Das Tier muss bis zum Eintritt des Todes überwacht werden. Bevor es entsorgt wird, muss der Tod überprüft werden (vgl. Art. 179 TSchV sowie die Fachinformation unter Weitere Informationen > im Detail).
Nutzung von Kangalfischen (Garra rufa)
Die gewerbsmässige Haltung und Nutzung oder Zucht von Kangalfischen ist nach Artikel 90 Absatz 2 Buchstaben a + b Tierschutzverordnung (TSchV) bewilligungspflichtig. Um eine Bewilligung zu erhalten, muss beim zuständigen kantonalen Veterinäramt ein entsprechendes Gesuch gestellt werden. Die Behörde entscheidet daraufhin, ob der Nutzungszweck eine Bewilligungserteilung rechtfertigt und formuliert nach entsprechendem Entscheid die notwendigen Auflagen zur Haltung und zum Einsatz der Fische sowie zum Umgang mit ihnen.
Ausbildung für die Haltung und den Umgang mit Speisefischen
Wer gewerbsmässig Speise- oder Besatzfische züchtet oder hält, bzw. fängt, markiert, hält oder tötet, muss über die entsprechende Ausbildung verfügen. Für die Berufsfischerei wird ein eidgenössischer Fachausweis verlangt (vgl. Art. 97; 196 TSchV).
Verbotene Handlungen
Auf extreme Zuchtformen von Aquarienfischen sollte verzichtet werden. Goldfische ohne Rückenflossen oder mit extrem langen Schwanzflossen können fast nicht mehr schwimmen oder werden von anderen Fischen an den Flossen gezupft und verletzt. Es ist verboten, solche Extremformen zu züchten.
Weitere Informationen
Letzte Änderung 16.02.2024