Papageien sind sozial lebende Vögel, die nicht einzeln gehalten werden dürfen. Die Haltung von grossen Aras und Kakadus ist sehr anspruchsvoll. Deshalb ist eine Bewilligung nötig.
Papageienvögel gibt es in einer Vielfalt von Farben, Grössen und Formen. Ihnen gemeinsam sind ein relativ grosser Kopf mit krummem Schnabel und die Kletterfüsse. Papageien können ausgezeichnet klettern und sehr schnell fliegen. Sie besitzen ein sehr ausgeprägtes Nagebedürfnis. Ihr Schnabel eignet sich nicht nur zum Knabbern, sondern auch zum Klettern und Festhalten, zum Knacken und Zerkleinern von Futter und Gegenständen sowie zur Gefiederpflege. Er kann auch gefährliche Verletzungen verursachen.
Volieren müssen so eingerichtet sein, dass die Vögel darin fliegen, klettern, baden, fressen, ruhen und spielen können. Damit die Vögel gesund bleiben, brauchen sie artgerechtes, abwechslungsreiches Futter und die Volieren und Einrichtungen müssen häufig gereinigt werden.
Umgang mit Papageien
Papageien gelten als intelligente Tiere, weil sie Laute imitieren und sprechen lernen können. Sie reagieren hochsensibel auf ihr Umfeld, ihre Artgenossen, Menschen und andere Haustiere. Papageien können allerdings auch sehr laut werden, besonders in einem lärmigen, gestressten Umfeld. Die Vögel erkunden gerne ihre Umgebung, wobei sie mit ihrem scharfen Schnabel Holzmöbel beschädigen können oder sich beim Anfressen von giftigen Pflanzen selbst gefährden. Wenn sie sich bedrängt fühlen, setzen sie den Schnabel auch zum Beissen ein. Der richtige Umgang zwischen Mensch und Papagei muss daher über längere Zeit eingeübt werden.
Papageien leben sehr lange, sodass auch der Erwerb eines älteren Tieres in Frage kommt. Besonders Tiere, die sich nicht mit anderen Artgenossen vergesellschaften lassen, benötigen viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Eine Vergesellschaftung mit einem neuen Vogel erfordert sehr viel Geduld und Erfahrung mit der Tierart. Harmonische Vogelpaare dürfen nicht getrennt werden.
Haltung und Pflege
Papageien sind bewegungsfreudige Vögel, die viel Raum zum Fliegen und Klettern benötigen. Die Mindestanforderungen für Papageienvolieren sind in der Tierschutzverordnung (TSchV) festgelegt. Berechnungsbeispiele sind im Merkblatt „Papageien im Tierschutzrecht“ enthalten. Zur Einrichtung gehören zwingend eine Badegelegenheit, reichlich Naturäste als Nage- und Klettermöglichkeit, verschiedene federnde Sitzgelegenheiten unterschiedlicher Dicke und Ausrichtung sowie geeigneter Sand zur Aufnahme. Die Gehege müssen bei Bedarf unterteilt werden können.
Das Raumklima muss den Tieren angepasst sein. Die Luft muss ausreichend feucht sein. Volieren müssen mit Tageslicht oder mit geeignetem Kunstlicht beleuchtet werden, das von den Tieren nicht als Flimmern wahrgenommen wird.
Haltebewilligungspflicht
Grosspapageien dürfen nur von Personen mit einer Bewilligung gehalten werden. Eine Voraussetzung dafür ist ein Sachkundenachweis (siehe „Weitere Informationen“). Mehr dazu in der entsprechenden Fachinformation unter „Weitere Informationen“.
Pflege
Papageien baden und duschen gerne, weshalb in der Voliere eine Bademöglichkeit vorhanden sein muss. Paare putzen sich oft gegenseitig mit dem Schnabel das Gefieder.
Vielen Papageien müssen mit fortschreitendem Alter auch ab und zu der Schnabel gekürzt oder die Krallen geschnitten werden. Es ist deshalb sehr empfehlenswert, wenn schon Jungtiere daran gewöhnt werden, von einer ruhigen und sicheren Hand gehalten zu werden.
Papageien verlieren Federn, machen viel Staub, koten auf die Einrichtungen der Gehege, werfen Futter, das sie nicht fressen wollen, aus der Voliere hinaus oder baden im Trinkwasser. Tägliches Reinigen der Voliere und der Futterschalen ist daher ein wesentlicher Bestandteil der richtigen Haltung von Papageien.
Sozialkontakt
In der Natur leben die meisten Papageienarten in Gruppen oder Schwärmen, fliegen gemeinsam auf Nahrungssuche und nutzen benachbarte Schlafplätze. Das Zusammenleben in Grossgruppen bietet dem einzelnen Vogel guten Schutz vor Fressfeinden.
Papageienpaare gehen in der Regel lebenslange Partnerschaften ein. Zur Brutzeit sondern sich die Paare von der Gruppe ab, um danach mit ihren Jungtieren als Familienverband wieder zum Schwarm zurückzukehren.
Papageien sind sehr soziale Vögel, die mindestens zu zweit gehalten werden müssen. Ihre Volieren müssen bei Bedarf unterteilt werden können, etwa wenn ein Vogel krank wird oder sich gegenüber anderen Tieren aggressiv verhält.
Geschlechtsbestimmung
Für die Zucht und zur Vermeidung schwerer Verletzungen beim Aufeinandertreffen geschlechtsreifer Männchen ist es ausschlaggebend, dass vor dem Zusammenführen von zwei Vögeln deren Geschlecht bekannt ist. Dieses lässt sich nur mittels Endoskopie unter Narkose, durch eine Genanalyse über die Federn oder über einen Tropfen Blut eindeutig bestimmen.
Bewegung und Beschäftigung
Frei lebende Papageien fliegen täglich weite Strecken zwischen ihrem Schlaf- und Fressplatz hin und her. Ihre Füsse benutzen sie als Greiforgane zur Nahrungsaufnahme und zum Klettern. Sie verbringen viel Zeit auf den Ästen ihrer Nahrungs- und Schlafbäume, wo sie an jungen Trieben knabbern und den Baum als Ausguck nutzen. Kakadus rutschen bevorzugt an Ästen hinunter und benutzen ihre Füsse auch zum Graben.
Volieren müssen das Fliegen zumindest in einem beschränkten Masse erlauben. Damit die Tiere genügend Raum zum Fliegen haben, muss ein Drittel der Voliere frei von Strukturen sein.
In der Voliere müssen trotzdem reichlich Naturäste unterschiedlicher Stärke zum Klettern und Nagen angeboten werden. Da die Äste rasch verschmutzen und die Vögel die Lust am Benagen verlieren, müssen sie regelmässig erneuert werden. Geeignet sind frische Äste von ungespritzten Obstbäumen, die auch Blätter und Knospen enthalten.
Futter und Wasser
Papageien halten Futter mit den Krallen eines Fusses fest und führen es zum Schnabel, während sie auf einem Bein stehen oder sich mit den Krallen des anderen Fusses an einem Ast festhalten. Ihr Schnabel eignet sich zum Zerkleinern des Futters und die Zunge ist nicht nur für die Nahrungsaufnahme wichtig. Papageien erkunden auch ihr gesamtes Umfeld mit dem Schnabel und der Zunge.
Papageien fressen vorwiegend Pflanzenteile wie Früchte, Samen, Blätter, Rinde, Blüten und Wurzeln. Sie nehmen aber auch Insekten und Larven zu sich, die sie mit ihrem langen spitzen Schnabel unter Baumrinden hervorziehen. Je nach natürlichem Lebensraum bevorzugen die verschiedenen Papageienarten unterschiedliches Futter. Kakadus ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Samen, während Amazonen zusätzlich Beeren, Blüten, Nüsse und auch Knospen fressen. Graupapageien fixieren sich auf nur ein Futter, nämlich die Früchte der Ölpalme bzw. in Gefangenschaft auf weisse Sonnenblumenkerne. Um schweren Mangelerscheinungen vorzubeugen, müssen ihnen Vitamine angeboten werden.
Frischfutter, Wasser und Mineralsalze sollten unbegrenzt angeboten werden. Körnerfutter aus Hirse, Hafer, Weizen, Sonnenblumenkernen, Mais, Pinien- und Kürbiskernen usw. bildet den Hauptbestandteil der Ration. Zudem benötigen Papageien täglich frisches Obst, Gemüse oder Grünfutter wie frische Blätter. Manche Arten brauchen auch Keimlinge. Zumindest während der Jungenaufzucht muss tierisches Eiweiss angeboten werden.
Den Tieren muss stets sauberes Trinkwasser zur Verfügung stehen. Das Wasser in den Trinknäpfen muss gewechselt werden, wenn es verschmutzt ist, z.B. durch Futter.
Papageien muss für die Verdauungsfunktion geeigneter Sand (Grit) zur Aufnahme zur Verfügung stehen. Die Sandkörner unterstützen das Zerreiben des Futters im Muskelmagen. Ihr Bedarf an Mineralstoffen und Spurenelementen muss über Sepiaschalen, Kalksteine oder dergleichen gedeckt werden.
Weil Papageien in Gefangenschaft keine Energie zur Futtersuche aufwenden müssen, kommt es leicht zum Verfetten der Tiere – insbesondere Amazonen neigen dazu. Durch angepasste Futtermengen und viel Bewegung muss Überwicht vorgebeugt werden.
Um Streitereien ums Futter zu vermeiden, müssen genügend Futternäpfe vorhanden sein, die möglichst weit weg voneinander platziert sind.
Hygiene
Zur Verhinderung von Krankheiten ist eine strenge Hygiene bei der Auswahl und Zubereitung des Futters sowie bei der Reinigung der Trink- und Futtergefässe massgebend. Es ist darauf zu achten, dass die Futterschalen so befestigt werden, dass sie für die Vögel und zur Reinigung gut zugänglich sind und nicht durch hinunterfallenden Kot und Harnsäure verschmutzt werden.
Zucht
Das Züchten ist darauf auszurichten, gesunde Tiere zu erhalten.
Die meisten Papageienarten sind Höhlenbrüter, weshalb ihnen zur Zucht Nistkästen angeboten werden müssen. Um in Gruppenhaltungen Streitigkeiten während der Fortpflanzungszeit zu vermindern, müssen wesentlich mehr Nistkästen angeboten werden, als Paare im Gehege sind.
Wer Papageien züchtet, benötigt eine kantonale Bewilligung des zuständigen Veterinärdienstes und muss eine entsprechende Ausbildung absolviert haben. Mehr dazu in der entsprechenden Fachinformation unter „Weitere Informationen“.
Wer pro Jahr die Nachzucht von mehr als 5 Ara- oder Kakadupaaren bzw. mehr als 10 Vogelpaaren anderer Papageienarten abgibt, muss über eine kantonale Bewilligung des zuständigen Veterinärdienstes verfügen und eine entsprechende Ausbildung absolviert haben (vgl. Art. 101 Bst. c Ziff. 7 und Art. 102 Abs. 4 TSchV sowie unter „Weitere Informationen > Links“).
Artgerechte Aufzucht
Jungvögel sollen so aufgezogen werden, dass sie auf Artgenossen geprägt sind. Papageien werden durch Handaufzucht oder als Naturbruten aufgezogen. Sie müssen während der Aufzuchtphase durch den Menschen zusammen mit Geschwistern oder anderen Papageienjungen aufwachsen können. Dies vermindert Verhaltensstörungen wie Rupfen des Gefieders, übermässiges Kreischen, Aggressivität oder Probleme bei der Verpaarung, wie sie bei auf den Menschen fehlgeprägten Handaufzuchten gehäuft vorkommen.
An Veranstaltungen dürfen nur gesunde Tiere teilnehmen. «Gesund» bedeutet auch, dass sie nicht unter zuchtbedingten Belastungen leiden bzw. ihr Wohlergehen nicht durch Rasse- oder Zuchtformspezifische Merkmale beeinträchtigt ist (mehr dazu auf dieser BLV-Webseite). Teilnehmende und Veranstalterin sind dafür verantwortlich, dass stets auf einen schonenden Umgang mit den Tieren geachtet wird. Die weiter unten verfügbare Fachinformation enthält die Pflichten der beteiligten Personen, die Anforderungen an die Ausstellungsgehege und konkrete Angaben zum Ausstellungsverbot für Ziervögel mit zuchtbedingten Belastungsmerkmalen (siehe «im Detail» unter «Weitere Informationen»).
Für Börsen und Märkte, an denen Papageien zum Kauf oder Tausch angeboten werden, ist zusätzlich die Fachinformation 12.2 zu beachten
Kennzeichnung von Papageien
Wer mit Papageienvögeln Handel treibt, muss sie dauerhaft individuell kennzeichnen. Das Kennzeichen ist in die für den Handel obligatorische Bestandeskontrolle einzutragen.
Für den gewerbsmässigen Handel mit Papageien braucht es eine Bewilligung und eine Ausbildung. Mehr dazu in der entsprechenden Fachinformation unter „Weitere Informationen“.
Wird in einer Haltung die Seuche Chlamydiose bzw. Psittakose / Ornithose festgestellt, müssen alle Tiere des Bestandes von Amtes wegen mittels Fussring gekennzeichnet und registriert werden.
Verbotene Handlungen
Die Ständerhaltung von Papageien ist verboten, weil sie ihre Bewegungsfreiheit stark einschränkt und weil sich die Papageien bei Fluchtversuchen nach Erschrecken schwer verletzen können.
In Heimtier- und Hobbyhaltungen dürfen Papageien die Flügel nicht coupiert werden, weil sie durch diesen Eingriff für immer flugunfähig werden.
Weitere verbotene Handlungen für alle Tierarten finden sich unter Artikel 16 TSchV.
Weitere Informationen
Letzte Änderung 04.06.2024