Zoonosen sind Krankheiten, die von Mensch zu Tier oder umgekehrt übertragen werden können. Tiere erkranken oftmals nicht sichtbar und der Mensch kann sich über Lebensmittel anstecken. Daher ist es zentral, Zoonosen bei Tieren, Menschen und Lebensmitteln zu überwachen.
Aktuell

Mehr Zoonosen – Hygiene bleibt wichtig
07.07.2022: 2021 haben die Fallzahlen von gemeldeten Zoonosen in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr zugenommen und sind fast wieder auf dem gleich hohen Niveau wie vor der Pandemie. Dabei handelt es sich um Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen und umgekehrt übertragen werden können. Die am häufigsten verzeichneten Zoonosen beim Menschen bleiben auch im letzten Jahr Campylobacteriose und Salmonellose. Alle sind gefordert, die Bekämpfungs- und Vorsichtsmannahmen einzuhalten.

Affenpocken – Welche Rolle spielen unsere Haus- und Nutztiere?
08.06.2022: Aktuell melden mehrere Länder Fälle von Affenpocken bei Menschen. Kann ein infizierter Mensch das Virus auf Tiere übertragen und können Tiere Menschen anstecken? Welche Tiere sind besonders empfänglich? Welche Symptome zeigen erkrankte Tiere?
Antworten zu diesen und weiteren Fragen lesen Sie untenstehend.
FAQ Affenpocken
Was sind Affenpocken?
„Affenpocken“ sind eine Viruserkrankung, verursacht durch das Affenpockenvirus Orthopoxvirus simiae (auch Monkeypox virus, MPXV) aus der Gattung Orthopoxvirus. Das Virus ist verwandt mit den klassischen humanen Pockenviren (Variola, Smallpox) und den ebenfalls als Zoonose bekannten Kuhpockenviren.
Wo kommen Affenpocken vor?
Die Krankheit kommt natürlicherweise in West- und Zentralafrika in Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo, Ghana und Nigeria vor. Dort werden seit Jahrzehnten Infektionen des Menschen beobachtet, deren Anzahl im letzten Jahrzehnt zugenommen hat. Nur vereinzelt ist es bisher zu Verschleppungen in Regionen außerhalb von Afrika gekommen
Welche Tiere sind das Reservoir für Affenpocken?
Dies ist noch nicht abschliessend geklärt. MPXV wurde in Afrika z. B. bei verschiedenen Nagerarten (Hörnchen, Ratten, Bilche) sowie Spitzmäusen nachgewiesen. In den USA kam es zu Übertragungen auf als Haustiere gehaltene Präriehunde nach Kontakt zu Nagetieren, die aus Afrika importiert worden waren.
Affen sind - wie der Mensch - als Fehlwirte betroffen und können sich durch Kontakt mit einem Reservoirwirt infizieren und auch erkranken. Über Ausbrüche bei Affen in Afrika ist wenig bekannt, da solche Fälle nicht systematisch erfasst werden.
Wie wird der Erreger übertragen?
Die Erkrankung wird durch den engen Kontakt mit einem infizierten (Reservoir)Wirt oder Kontakt zu virushaltigen Materialien wie Krusten übertragen. Auch Tröpfcheninfektionen sind möglich. Besonders hohe Viruskonzentrationen befinden sich in den typischen Pockenläsionen (Hautveränderungen). Die Eintrittspforte sind häufig kleinste Hautläsionen sowie alle Schleimhäute, möglicherweise auch der Respirationstrakt.
Welche Symptome zeigen erkrankte Tiere?
Die infizierten Reservoirwirte (also Nagetiere) entwickeln in der Regel keine oder nur sehr milde Symptome. Alle Fehlwirte, wie z.B. infizierte Affen, Katzen oder Menschen, können in der Anfangsphase grippeähnliche Symptome zeigen (z.B. Fieber, Abgeschlagenheit, verminderte Nahrungsaufnahme, geschwollene Lymphknoten). Nach wenigen Tagen kommt es dann zu den klassischen Hautveränderungen, die denen der klassischen Pocken gleichen. In seltenen Fällen ist der Verlauf bei den Fehlwirten schwer, in sehr seltenen Fällen kann der Verlauf tödlich sein.
Kann der Erreger auf Menschen übertragen werden?
Affenpocken sind eine klassische Zoonose, d.h. die Erkrankung kann von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen werden. Der Krankheitsverlauf ähnelt häufig dem einer milden humanen Pockenvirus-Infektion. Es sind aber auch schwere oder sogar tödliche Verläufe möglich. Zur Übertagung vom Tier auf den Menschen kann es durch Kontakte zu infizierten Tieren (Bisse, Sekrete, Exkrete, enger Umgang, Tierkörper bei der Jagd, Kontakt zu mit MPXV kontaminiertem Material) kommen. Weiter kann der Erreger durch den Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Fleisch infizierter Tiere übertragen werden. Auch Tröpfcheninfektionen können eine Rolle spielen.
Eine Infektion von Mensch-zu-Mensch ist ebenfalls möglich und erfolgt in der Regel durch sehr engen Kontakt oder durch Kontakt zu virushaltigem Material (auch Sekrete, Exkrete). Eintrittspforte sind häufig kleinste Hautläsionen oder die Schleimhäute (Auge, Mund, Nase, Genitalien). Obwohl die Übertragbarkeit eher beschränkt ist, kann es zu einer begrenzten Ausbreitung kommen.
In Afrika kommen Infektionen in den betroffenen Regionen häufiger vor. Fälle ausserhalb Afrikas standen bisher zumeist mit Reisen in diese Regionen in Verbindung.
Wie sollte in Haushalten mit Affenpocken-infizierten Personen mit Haustieren umgegangen werden?
Infizierte Personen sollten den direkten Kontakt mit ihren Haustieren vermeiden und besonders auf Hygienemassnahmen wie gründliches Händewaschen und die Reinigung und Desinfektion von Oberflächen achten.
Können sich Haustiere untereinander mit Affenpocken infizieren?
Das kann bei sehr engem Kontakt zwischen Tieren oder Kontakt zu pockenhaltigem Material (z.B. Hautkrusten) nicht ausgeschlossen werden. Wichtig ist zunächst aber die Vermeidung einer Infektion der Tiere durch infizierte Personen.
Können infizierte Haustiere Affenpocken auf Menschen übertragen?
Dies ist bei engem Kontakt nicht auszuschließen. Bekannt ist ein Ausbruch in den USA 2003. Dort haben als Haustiere gehaltene infizierte Präriehunde durch Kontakt in rund 70 Fällen Affenpocken auf Menschen übertragen.
Können sich landwirtschaftliche Nutztiere wie Schweine oder Rinder mit Affenpocken infizieren?
Darauf gibt es bisher keine Hinweise, auch nicht aus Zentral- oder Westafrika, wo Affenpocken natürlicherweise vorkommen.
Für Fragen zu Humaninfektionen ist in der Schweiz das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuständig.
Die Informationen basieren auf der Kommunikation des Friedrich-Löffler-Institutes.
Verschiedene Wege der Ansteckung
Drei Viertel aller neuauftretenden Erreger sind Zoonosen. Das sind Krankheiten, die von Tier auf Mensch und umgekehrt übertragen werden können. Der Mensch kann sich auf unterschiedlichem Weg anstecken, z. B. durch Lebensmittel, direkten Kontakt etc. Manche Zoonosen betreffen nur wenige, andere (fast) alle Tierarten. Ebenso können nur einzelne Personen oder ganze Gruppen von Menschen betroffen sein (lebensmittelbedingte Gruppenerkrankungen).
An beliebten Ferienzielen resp. in Ländern mit geringem Hygienestandard kann das Ansteckungsrisiko für manche Zoonosen höher sein. In Industrieländern sind die Campylobacteriose und die Salmonellose die beiden häufigsten Zoonosen.
Bei manchen Zoonosen sind die Tiere nicht sichtbar krank, obwohl sie Träger des Erregers sind (sogenannte symptomlose Infektion). Eine Infektion lässt sich in solchen Fällen nur mittels aktiver Überwachung und Untersuchungen in Diagnostiklaboratorien feststellen. Kompetenten und anerkannten Diagnostiklaboratorien kommt daher eine zentrale Rolle zu.
Verschiedene Formen der Überwachung
Ausgewählte Zoonosen werden mit spezifischen Programmen überwacht. Bei manchen werden auf allen Stufen der Lebensmittelproduktion (d. h. vom Tier bis zu Lebensmitteln im Supermarkt) Daten gesammelt. Andere Zoonosen werden lediglich passiv überwacht, d. h. die Überwachung basiert auf gemeldeten Fällen. Federführend für die Sammlung von Daten beim Menschen ist das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die gesetzliche Grundlage bildet die Verordnung des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) über Arzt- und Labormeldungen (siehe „Weitere Informationen“). Die Überwachung beim Tier und bei den Lebensmitteln liegt in der Zuständigkeit des BLV; die gesetzliche Grundlage bildet die Tierseuchenverordnung resp. die Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung sowie die Verordnung des EDI über den Vollzug der Lebensmittelgesetzgebung. Die Ergebnisse der Überwachung entscheiden mit darüber, ob Massnahmen zur Bekämpfung ergriffen oder angepasst werden müssen. Das BLV stellt zudem Informationen bereit, wie man sich vor einer Ansteckung schützen und Lebensmittel sicher geniessen kann (siehe „Weitere Informationen“).
Zoonosen im Fokus
Im Fokus der Überwachung stehen folgende Zoonosen:
Die Lage zu den überwachungspflichtigen Zoonosen wird jährlich im Bericht zur Überwachung von Zoonosen und lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen veröffentlicht (siehe „Weitere Informationen“).
Zudem gibt es einen ausführlicheren Schweizer Zoonosenbericht für die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Aus den Berichten aller EU-Ländern und der Schweiz erstellt die EFSA jedes Jahr „The European Union summary report on trends and sources of zoonoses, zoonotic agents and food-borne outbreaks“. In diesem Bericht ist nachzulesen, wie die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern Europas dasteht (siehe „Weitere Informationen“).
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Letzte Änderung 07.07.2022