Wie werden Säuglinge in der Schweiz heute ernährt? Das BLV lässt alle zehn Jahre Still- und Ernährungsverhalten erheben. Die aktuelle Säuglingsernährungsstudie zeigt Trends und Entwicklungen.

Ausgangslage
Die Ernährung prägt die Gesundheit und Entwicklung eines Säuglings entscheidend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das BLV empfehlen in den ersten Monaten ausschliessliches Stillen. Seit 1993 erfasst das BLV alle zehn Jahre das Still- und Ernährungsverhalten von Säuglingen in der Schweiz. Die aktuelle Schweizer Säuglingsernährungsstudie (Swiss Infant Feeding Study, SWIFS) 2024 liefert neue Erkenntnisse zu Stillpraxis, Beikost und Gesundheit.
Ergebnisse
Die SWIFS-Studie 2024 zeigt eine grosse Übereinstimmung zwischen dem tatsächlichen Still- und Beikostverhalten und den Schweizer Ernährungsempfehlungen. Sie bildet die Grundlage für künftige Empfehlungen zur Säuglingsernährung.
Stillpraktiken
Die folgenden Punkte geben Einblick in das Stillverhalten in der Schweiz:
- Fast alle Mütter (97 %) haben unmittelbar nach der Geburt gestillt.
- Über die Hälfte stillte ausschliesslich vier Monate lang.
- Viele Babys unter zehn Monaten werden weiterhin teilweise gestillt.
- Soziale und gesundheitliche Herausforderungen, die die Stillpraxis beeinflussen können: Die Stilldauer ist tendenziell länger, wenn Einkommen und soziale Unterstützung hoch sind und meist kürzer bei Rauchen, einem BMI über 30 oder psychischen Belastungen der Mutter.
- Ein höheres Geburtsgewicht begünstigt längeres Stillen; gesundheitliche Probleme des Kindes verkürzen die Stilldauer.
Einführung von Beikost
Auch die Einführung der Beikost folgt meist den Empfehlungen:
- Sie erfolgt zwischen dem 5. und 7. Monat, wie von der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie empfohlen.
- Nur 25 % der Kinder erhielten mit 12 Monaten zuckerhaltige Lebensmittel oder Getränke – halb so viele wie 2014.
Kinder- und Muttergesundheit und Prävention
Die Studie zeigt Fortschritte bei der Prävention:
- 81 % der Kinder wurden gemäss Empfehlungen geimpft, die meisten erhielten Vitamin D.
- 60 % der Mütter nahmen Folsäure vor der Schwangerschaft ein, 30 % in den ersten acht Wochen.
Rückkehr zur Arbeit
Auch Erwerbstätigkeit beeinflusst das Stillen:
- Etwa die Hälfte der Mütter nahm nach der Geburt wieder Arbeit auf.
- Berufstätige Mütter stillen im Schnitt etwas kürzer (17,4 Wochen) als nicht Erwerbstätige (21,8 Wochen).
- Seit 2014 hat sich die Infrastruktur verbessert: Arbeitszeitregelungen, Stillräume und Kühlmöglichkeiten sind häufiger vorhanden.
Weiteres Vorgehen
Die Studie zeigt, dass sich Still- und Beikostpraxis deutlich verbessert haben. Für künftige Erhebungen wird empfohlen, auch ältere Kinder (bis 24 Monate) einzubeziehen, um mehr über längeres Stillen und die Ernährung im Kleinkindalter zu erfahren.
Studiendesign
Für die SWIFS-Studie 2024 wurden durch das Bundesamt für Statistik (BFS) zufällig 4040 Säuglinge im Alter von 3 bis 12 Monaten aus allen Sprachregionen ausgewählt. Zwischen September und Dezember 2024 erhielten die Mütter eine Einladung zu einer freiwilligen Online-Befragung. 34 % nahmen teil (Durchschnittsalter 33,8 Jahre).
Der Fragebogen umfasste rund 80 Fragen (Computer Assisted Web Interviewing, CAWI) zu Stillen, Beikost, Gesundheit von Mutter und Kind, soziodemografischen Daten und einer 24-Stunden-Ernährungserhebung. Alle Daten wurden anonymisiert – Rückschlüsse auf Einzelpersonen sind ausgeschlossen.
Beteiligte
An der Studie waren folgende Institutionen beteiligt:
- Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)
- Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH)
- Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)
Weitere Informationen
Letzte Änderung 12.11.2025