In westlichen Ländern sowie in der Schweiz ist die Einnahme von NEM weit verbreitet. Das BLV hat deshalb den Verzehr von NEM in der Schweiz mittels einer Online-Umfrage genauer untersucht.
Aktuell

Nahrungsergänzungsmittel sind bei der Schweizer Bevölkerung beliebt
Oktober 2022: Erste Ergebnisse der vertieften Umfrage zeigen, dass fast ein Drittel der Schweizer Bevölkerung mindestens ein Nahrungsergänzungsmittel konsumiert. Die Top 3 der eingenommenen NEM Kategorien sind Vitamine, Kombipräparate (Vitamine und Mineralstoffe) sowie Mineralstoffe.
Hauptbezugsorte von Nahrungsergänzungsmitteln sind Apotheke, Drogerie oder Arztpraxis. Gut ein Viertel der NEM werden im Internet oder Versandhandel bezogen und knapp ein Fünftel im Detailhandel oder Supermarkt.
Statistisch gesehen sind die Konsumierenden häufiger Frauen, leben in der Deutschschweiz oder in Städten und haben einen mittleren oder hohen Bildungsgrad und ein hohes Einkommen.
Über 50 Prozent der NEM Konsumierenden und nur etwa 30 Prozent der Bevölkerung, die keine NEM konsumieren, führen einen Lebensstil, der weitgehend von gesundheitlichen Überlegungen beeinflusst ist. Eine ähnliche Tendenz gilt für die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung. Menschen, die einen gesunden Lebensstil für wichtig halten, nehmen häufiger NEM ein.
Weitere Ergebnisse der aktuellen Umfrage zum Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln in der Schweiz enthält der Bericht «Online-Umfrage zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in der Schweiz – Schlussbericht im Auftrag des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV» (PDF, 5 MB, 26.10.2022).
Unter weitere Informationen finden Sie den verwendeten Online-Fragebogen in allen drei Amtssprachen und den detaillierten Ergebnisbericht von Demo SCOPE AG.
Ausblick
Die Studie hat zum ersten Mal ein detailliertes Verständnis des NEM Konsums bei der Schweizer Bevölkerung ermöglicht und die Bedeutung von NEM im Vergleich zum herkömmlichen Lebensmittelverzehr aufgezeigt. In diesem Zusammenhang werden weitere Auswertungen durchgeführt, um die Vitamin- und Mineralstoffzufuhr der einzelnen Teilnehmenden anhand ihres NEM Konsums zu berechnen. Diese Daten ermöglichen, eine allfällige Überversorgung an Mikronährstoffen herzuleiten. Darüber hinaus werden auch nicht gesetzeskonforme Produkte identifiziert, die dem geltenden Höchstmengenmodell nicht entsprechen.
Die Ergebnisse sollen die Schweizer Bevölkerung für mögliche gesundheitliche Risiken sensibilisieren, die mit einem übermässigen Konsum von NEM verbunden sind. Sie sollen interessierten Forschenden auch als Grundlagen für weitere wissenschaftliche Auswertungen dienen.
Gemäss Verordnung des EDI über Nahrungsergänzungsmittel sind dies Lebensmittel, die dazu bestimmt sind, die herkömmliche Ernährung zu ergänzen. NEM bestehen aus Einfach- oder Mehrfachkonzentraten von Vitaminen, Mineralstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung und werden in dosierter Form angeboten. Im Gegensatz zu Arzneimitteln durchlaufen NEM kein behördliches Zulassungsverfahren, bei dem u.a. die gesundheitliche Unbedenklichkeit nachzuweisen ist, bevor sie auf den Markt kommen.
Beweggründe und tatsächliche Bedürfnisse
Viele Konsumentinnen und Konsumenten greifen zu Nahrungsergänzungsmitteln in der Hoffnung, ihrem Körper und ihrer Gesundheit Gutes zu tun. Oft wird damit geworben, dass solche Supplemente das Leben verlängern können, indem sie vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs schützen. Entsprechend boomt der Markt für diese Produkte. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind NEM im Allgemeinen jedoch nicht nötig, da mit einer herkömmlichen Ernährung ‒ bis auf wenige Ausnahmen ‒ genügend Mikronährstoffe aufgenommen werden. Dies gilt umso mehr, als NEM eher von Menschen mit verhältnismässig gesundem Lebensstil und ausgewogener Ernährung konsumiert werden. Dabei kann es aber auch zu einer Überversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen kommen, was durchaus mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein kann, insbesondere bei zu hoch dosierten Produkten oder einer Mehrfacheinnahme von unterschiedlichen Produkten.
Mögliche gesundheitliche Risiken
Der seit Jahren kontinuierlich wachsende Markt für Nahrungsergänzungsmittel führt zu unterschiedlichen Aufnahmen an Mikronährstoffen innerhalb der Bevölkerung bzw. Bevölkerungsgruppen, und möglicherweise auch zu grossen Unterschieden in der individuellen Aufnahme. Deshalb ist es wichtig, das potentielle Risiko einer Überversorgung mit NEM zu ermitteln. Dabei kann es zum Beispiel zu einer Überdosierung mit vor allem Vitaminen und Mineralstoffen kommen. In diesem Zusammenhang sollen die Supplemente die Höchstmengen pro empfohlener täglicher Verzehrmenge nicht überschreiten. In der Schweiz wurden diese Höchstmengen in der Revision der Verordnung des EDI über NEM überarbeitet. Ab dem 1. Juli 2020 sollen sich die Produkthersteller an diese neuen Werte halten.
Ablauf der Online-Umfrage zum Konsum von NEM
Die Studie wurde als repräsentative Online-Befragung bei 1282 Schweizer Erwachsenen durchgeführt. Neben detaillierten Fragen zum generellen Konsumverhalten, zur Häufigkeit von Mehrfacheinnahmen von NEM sowie zu den häufigsten Beweggründen für deren Verwendung wurden auch Fragen zu soziodemographischen Merkmalen, Lebensstil und Gesundheit gestellt. Um die genaue Produktbezeichnung, Zusammensetzung und Dosierung der Produkte zu ermitteln, wurden die Teilnehmenden gebeten, Fotos von den verwendeten Supplementen aufzunehmen und in das Online-Umfrageformular hochzuladen.
Wann wurde die Studie durchgeführt?
Die Online-Befragung fand vom 2. März bis 11. April 2022 statt.
Finanzierung
Die Studie wurde vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen finanziert (Vertrag Nr. 714001885).
Wer führte die Studie durch?
Mit der Durchführung der Studie beauftragt wurde das Sozial- und Marktforschungsinstitut Demo SCOPE AG.
Weitere Informationen
Letzte Änderung 27.10.2022