Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind schwer abbaubare Chemikalien, die jahrzehntelang in der Industrie eingesetzt wurden. Sie werden weiterhin in der Umwelt und in der Nahrungskette gefunden. Auf der Basis der neusten Beurteilung der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) wird das BLV neue Massnahmen prüfen.

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS, sind eine Gruppe von Chemikalien, zu der Perfluoroctansäure (PFOA), Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), Perfluornonansäure (PFNA), Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) und hunderte weitere Substanzen gehören. Die bekanntesten sind PFOS und PFOA.
Vorkommen
Die perfluorierten Verbindungen PFOS und PFOA sind Industriechemikalien, die aufgrund ihrer technischen Eigenschaften jahrzehntelang in zahlreichen industriellen Prozessen und Produkten eingesetzt wurden, so etwa in der Produktion von Textilien, Elektronik, Papierbeschichtungen, Farben, Feuerlöschschäumen und Skiwachs. Sie sind biologisch, chemisch und thermisch äusserst stabil sowie Wasser und Fett abweisend.
Durch diese hohe Stabilität und Vielseitigkeit waren sie jahrelang nicht aus der Industrie wegzudenken. Seit 2010 ist die Verwendung von PFOS in Europa verboten. Für PFOA gilt seit 2020 ein Verwendungsverbot. Trotz dieser Verbote sind die Stoffe weiterhin in der Umwelt, in der Nahrungskette und im Menschen nachweisbar.
Gesundheitliche Risiken durch Lebensmittel
Der Mensch nimmt PFAS unter anderem über die Nahrung und das Trinkwasser auf. Die EFSA hat die gesundheitlichen Risiken durch das Vorkommen von PFAS in Lebensmitteln im 2020 neu bewertet. Darin wurde der toxikologische Referenzwert bzw. die sogenannte tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI - tolerable weekly intake) neu bestimmt. Der TWI gibt die wöchentliche Menge an, die bei einer lebenslangen Aufnahme keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen beim Menschen erwarten lässt.
Bis anhin gab es sowohl für PFOS wie auch PFOA einen separaten TWI. In der neuen Beurteilung hat die EFSA einen gruppenbezogenen TWI für die Summe der wichtigsten PFAS (PFOA, PFOS, PFNA und PFHxS) von 4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Woche festgelegt. Massgebend bei der TWI-Festsetzung waren die geringeren Gehalte von Impfantikörpern bei Kindern, welche höhere Gehalte dieser vier PFAS im Serum aufwiesen.
Darauf basierend hat die EFSA die Exposition verschiedener Bevölkerungsgruppen berechnet und festgestellt, dass gewisse Gruppe den TWI überschreiten. Säuglinge und Kinder weisen gemäss EFSA die höchste Exposition auf. Die Lebensmittel, die am stärksten zur Exposition beitragen, sind Fisch, Obst und daraus hergestellten Erzeugnisse sowie Eier und Eiprodukte.
Massnahmen und weiteres Vorgehen
Bisher hat die Schweiz einen Höchstwert für einzelne PFAS in Trinkwasser festgelegt. Dieser muss aufgrund der Neubeurteilung der EFSA überprüft werden. Zudem wird das BLV, in Abstimmung mit dem internationalen Umfeld und insbesondere mit der EU, die Festlegung von Höchstwerten in Lebensmitteln prüfen.
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Letzte Änderung 09.01.2023