Pyrrolizinalkaloide (PA) sind natürliche pflanzliche Inhaltsstoffe. Einige Vertreter, die 1,2-ungesättigten PA, sind in Lebensmitteln unerwünscht, da sie die Leber schädigen können und in Verdacht stehen, Krebs auszulösen.

Vorkommen
Bei PA handelt es sich um eine grosse Gruppe natürlicher Substanzen, die in sehr vielen Pflanzenarten vorkommen. Sie dienen den Pflanzen vermutlich als Frassschutz. Der Mensch nimmt PA hauptsächlich über Honig, Gewürze, Kräuter, Tee, Kräutertee und Nahrungsergänzungsmittel auf. In vielen Fällen handelt es sich um Verunreinigungen durch PA-haltige Wildpflanzen, die bei der Ernte oder im Herstellungsprozess in eigentlich PA-freie pflanzliche Lebensmittel gelangen.
Untersuchungen des BLV zeigen, dass beim Brühen von Tee und Kräutertee PA fast vollständig ins Getränk gelangen. Eistee scheint im Vergleich zu Kräutertee und Tee eine weniger wichtige Aufnahmequelle zu sein (Studie).
Gesundheitsrisiken
1,2-ungesättigten PA sind wegen ihres gesundheitsgefährdenden Potenzials in Lebensmitteln unerwünscht. Sie können die Leber schädigen (veno-okklusive Schädigung) und zu schweren Vergiftungen führen. In der Schweiz und in Europa sind bei den derzeit gemessenen PA-Gehalten in Lebensmitteln kaum akute Vergiftungsfälle beim Menschen zu erwarten. Hingegen kam es z.B. in Asien in den letzten Jahrzehnten zu schweren Vergiftungen durch Getreide, das mit PA-haltigen Pflanzen verunreinigt war. Bei Jungvieh kommt es in der Schweiz gelegentlich zu tödlichen Vergiftungen.
Im Vordergrund der Risikobewertung der 1,2-ungesättigten PA stehen nicht diese Vergiftungsfälle bei hohen Dosierungen, sondern das krebserzeugende Potential. Gewisse 1,2-ungesättigte PA führten in Studien mit Labortieren zur Entwicklung von Krebs und zu Erbgutveränderungen.
Solche Substanzen sollten vom Menschen möglichst nicht aufgenommen werden. Gehalte in Lebensmitteln sind so weit wie möglich zu reduzieren. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hielt fest, dass besonders für Personen, die häufig und in grossen Mengen Tee und Kräutertee trinken, ein Gesundheitsrisiko nicht ausgeschlossen werden kann.
Massnahmen zur Reduktion der PA in Lebensmitteln
Untersuchungen weisen darauf hin, dass in den letzten Jahren die Gehalte an 1,2-ungesättigten PA in den meisten Lebensmittelgruppen (u.a. gewisse Kräutertees und Tee) deutlich verringert werden konnten. Einzelne Kräuter/Gewürze weisen jedoch z.T. sehr hohe Gehalte auf. Sie führen zu Meldungen im Europäischen Schnellwarnsystem RASFF und werden in der Schweiz vom Markt genommen.
In der EU werden am 1. Juli 2022 Höchstwerte für verschiedene Kräuter, Gewürze, Tee und Nahrungsergänzungsmittel in Kraft treten (Verordnung (EU) 2020/2040). Diese Höchstwerte werden im Rahmen einer nächsten Revision der Kontaminantenverordnung übernommen. Somit können Massnahmen ergriffen werden, wenn die Höchstwerte überschritten werden.
Weitere Informationen
Publikationen
- Studie: Pyrrolizidinalkaloide in Tee, Kräutertee und Eisteegetränken ─ Erhebung und Übergangsraten (in Englisch)
https://doi.org/10.1080/19440049.2021.1941302
- Studie: Pyrrolizidinalkaloide: Die botanische Herkunft von Pollen, der während der Blütezeit von Echium vulgare gesammelt wurde, und die Stabilität von Pyrrolizidinalkaloiden in Bienenbrot (in Englisch)
https://doi.org/10.3390/molecules24122214
- Studie: Der chemische Fingerabdruck identifiziert Echium vulgare, Eupatorium cannabinum und Senecio spp. als die Pflanzenarten, welche hauptsächlich für Pyrrolizidinalkaloide in von Bienen gesammeltem Pollen verantwortlich sind (in Englisch)
https://doi.org/10.1080/19440049.2017.1378443
- Studie: Untersuchung von Schweizer Honig auf Pyrrolizidinalkaloide (in Englisch)
https://doi.org/10.3896/IBRA.1.53.1.07
- Studie: Unerwünschte Pflanzeninhaltsstoffe in Bienenprodukten (Teil 4): Zu welchem Zeitpunkt sammeln Bienen Pyrrolizidin Alkaloid-haltigen Pollen?
https://ira.agroscope.ch/de-CH/publication/37579
- Studie: Unerwünschte Pflanzeninhaltsstoffe in Bienenprodukten (Teil 3): Untersuchungen von Schweizer Pollen auf Pyrrolizidin Alkaloide.
https://ira.agroscope.ch/de-CH/publication/37578
- Studie: Unerwünschte Pflanzeninhaltsstoffe in Bienenprodukten. Teil 1: Untersuchungen von Schweizer Honig auf Pyrrolizidin Alkaloide.
https://ira.agroscope.ch/de-CH/publication/37575
Links
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA, 2017)
Risks for human health related to the presence of pyrrolizidine alkaloids in honey, tea, herbal infusions and food supplements | European Food Safety Authority (europa.eu)
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Übersicht (mehrere Stellungnahmen und FAQs) Pyrrolizidinalkaloide - BfR (bund.de)
Letzte Änderung 27.07.2021