Insgesamt wurden 2022 rund 2% mehr Versuchstiere als im Vorjahr eingesetzt. Der Anteil schwer belastender Tierversuche hat um rund 5% zugenommen.
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2022 wurden insgesamt mehr Versuchstiere eingesetzt
Dies entspricht einer Zunahme von rund 2% im Vergleich zu 2021. Die Zahl der eingesetzten Versuchstiere bewegte sich in den letzten 20 Jahren im Bereich zwischen 560'000 und 760'000. In den letzten fünf Jahren beliefen sich die Tierversuchszahlen demnach im tiefsten Bereich seit Erfassung der Tierversuchsstatistik, die Belastung in den zwei höchsten Schweregraden hat aber zugenommen.
Konstant hohe Forschungsaktivität mit Tieren
Die Anzahl durchgeführter Projekte bewegte sich im Bereich der Werte der letzten zehn Jahre, was von einer konstant hohen Forschungsaktivität mit Tieren in Versuchen zeugt. Neu erteilt wurden im Jahr 2022 666 Bewilligungen (ohne Fortsetzungsbewilligungen), nämlich 117 Bewilligungen im Schweregrad (SG 0), 115 im SG 1, 297 im SG 2 und 137 im SG 3. Dies entspricht bei den neuerteilten Bewilligungen einer Zunahme von 49 Bewilligungen gegenüber dem Vorjahr. Tierversuche wurden mehrheitlich an den Universitäten und Spitälern durchgeführt (rund 57%).
Der Zuwachs an neu erteilten Bewilligungen im Jahr 2022 fällt insbesondere bei Versuchen im SG 2 an. Nachdem im Jahr 2021 ein deutlicher Zuwachs an neu erteilten Bewilligungen im SG 3 zu verzeichnen war, ist diese Zahl im Jahr 2022 nicht mehr wesentlich angestiegen (137 Bewilligungen im SG 3, und damit 4 mehr als im Vorjahr).
Schweregrade: Abnahme im SG 2, Zunahme im SG 3
Dies ist von Bedeutung, da in diesem zweithöchsten Schweregrad rund 26% der Tierversuche durchgeführt wurden. In den SG 0, 1 und 3 gab es eine Zunahme der Tierversuchszahlen.
Schweregrad |
Anzahl eingesetzte Versuchstiere 2022 |
Veränderung gegenüber Vorjahr |
0 |
219’241 |
+ 5’202 (+2.43%) |
1 |
184’556 |
+ 9’324 (+5.32%) |
2 |
155’164 |
- 4’486 (-2.81%) |
3 |
27’030 |
+ 1'278 (+4.96%) |
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Total |
585’991 |
+11'318 (+1.97%) |
Die Verteilung der Schweregrade im Verlaufe der letzten zehn Jahre zeigt, dass die Anzahl Tiere in den SG 2 und 3 zugenommen hat. In der Fünfjahresperiode 2013-2017 wurden im Durchschnitt 152’424 Tiere pro Jahr im SG 2 und 3 eingesetzt gegenüber 175'739 Tieren pro Jahr in der Periode 2018-2022. Im gleichen Zeitraum hat die Anzahl von Versuchstieren im SG 0 und 1 abgenommen.
Die Summe der zwei höchsten SG 2 und 3 ist ein Indikator für den Einsatz von Tieren in den am stärksten belastenden Versuchen ist. Obwohl die Anzahl Tiere mit SG 3 gestiegen ist, hat dieser Indikator gegenüber dem Vorjahr um 3’208 Versuchstiere abgenommen, da die Anzahl Tiere in SG 2 deutlich stärker gesunken ist, als die Anzahl Tiere in SG 3 gestiegen ist.
Weitere Zahlen zum SG 3:
Tierversuche im SG 3 wurden zu rund 88% zur Erforschung von Krankheiten beim Menschen durchgeführt (23’943).
Für die Krebsforschung wurden 4’362 Versuchstiere (231 weniger als im Vorjahr) und für die Erforschung neurologischer Erkrankungen 8'874 Versuchstiere (260 mehr als im Vorjahr) im SG 3 eingesetzt.
Rund 91% der eingesetzten Tiere im SG 3 waren Mäuse.
Tierarten: weniger Mäuse und mehr Fische
Im Jahr 2022 wurden rund 5% weniger Mäuse als im Vorjahr verwendet. In den letzten drei Jahren wurden gesamthaft weniger Mäuse in Tierversuchen eingesetzt (Figure 7). Da Mäuse mit rund 60% die am häufigsten eingesetzte Tierart sind, ist das eine relevante Entwicklung.
Es wurden im Jahr 2022 mit rund 80’000 Fischen (inkl. Fischlarven) deutlich mehr Fische in Tierversuchen eingesetzt (rund 45'000 mehr als im Vorjahr). Damit hat der Einsatz von Fischen in den letzten drei Jahren stetig zugenommen. Etwa 40% der eingesetzten Fische waren Fischlarven. Die Fische wurden zu rund 29% in der Ökologieforschung (z.B. Auswirkungen der Klimaveränderung), zu rund 28% in der Ökotoxikologie, zu rund 20% in der Stoffwechselforschung und zu rund 23% in anderen Disziplinen (z.B. Genetik) eingesetzt.
Die Verwendung von Ratten ist im Vergleich zu 2021 um 2% auf rund 51’000 gestiegen. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, so hat sich die Zahl der verwendeten Ratten stark reduziert
2022 wurden 200 Primaten in Tierversuchen eingesetzt (45 weniger als im Vorjahr). Über 90% der Einsätze wurden dem SG 0 zugeordnet. Kein Versuch mit Primaten fand im SG 3 statt.
Krankheiten beim Menschen: Hohe Aktivität in der Krebsforschung
Das sind gesamthaft 400’445 Versuchstiere (737 mehr im Vergleich zum Vorjahr). In der Krebsforschung wurden etwa 123’000 Tiere (3’327 mehr als im Vorjahr) und in der Erforschung von neurologischen Krankheiten etwa 66’000 Tiere (4’971 weniger als im Vorjahr) eingesetzt.
Gentechnisch veränderte Versuchstiere: Zunahme im SG 3
Ca. 11’000 GVT wurden in SG 3-Versuchen eingesetzt, was einer Zunahme von rund 1’000 Tieren im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
GVT wurden seit 2012 vermehrt in Tierversuchen der SG 2 und 3 verwendet. So hat sich die Anzahl zwischen 2012 und 2022 von rund 34’000 auf über 74’000 Tiere mehr als verdoppelt. Der Anteil GVT in den SG 2 und 3 liegt bei rund 42%. Da der Anteil GVT über alle Schweregrade hinweg rund 30% beträgt, ist er damit in mittel- bis schwerbelastenden Tierversuchen deutlich höher. Der Anteil der GVT an der Gesamtzahl der in Versuchen verwendeten Tiere ist in den letzten zehn Jahren von 22% auf 30% gestiegen. Dies deutet auf eine höhere Forschungsaktivität mit spezialisierten Tiermodellen hin.
Am meisten Versuchstiere in der Grundlagenforschung eingesetzt
Das sind rund 9’800 Tiere weniger als im Vorjahr. Die Verteilung in die Kategorien ist mehr oder weniger vergleichbar wie im Jahr 2021. Wie im Vorjahr verzeichnete die Versuchskategorie «Schutz von Mensch, Tier und Umwelt» einen grossen Zuwachs von circa 10’000 Tieren. Ein grosser Zuwachs (15’692 Tiere mehr als im Vorjahr) ist beim Einsatz von Fischen in dieser Kategorie zu beobachten.
Versuchstierhaltungen: Kleiner Rückgang bei gezüchteten und eingeführten Versuchstieren
Dies sind rund 3% weniger Tiere, als im Vorjahr in Schweizer Versuchstierhaltungen geboren (rund 1.04 Mio. Tiere) und importiert (rund 220’000 Tiere) wurden. Rund 82% der Tiere waren Mäuse, gefolgt von Fischen (13%) und Ratten (4%).
Im Jahr 2022 wurden rund 14’000 Mäuse weniger in Versuchstierhaltungen geboren und rund 24’000 weniger importiert. Gesamthaft wurden rund 800’000 gentechnisch veränderte Mäuse in Versuchstierhaltungen geboren oder importiert. Nachkommen aus Linien oder Stämmen mit gentechnisch veränderten Tieren gelten als gentechnisch verändert, bis nachgewiesen ist, dass sie die genetische Veränderung des Elterntieres nicht tragen.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) veröffentlicht als zuständige Bundesbehörde nach Artikel 36 des Tierschutzgesetzes vom 16. Dezember 2005 (SR 455; TSchG) die Jahresstatistik über Tierversuche auf der Webseite www.tv-statistik.ch. Das BLV berücksichtigt bei der Erstellung und Veröffentlichung der Statistik das Europäische Übereinkommen zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Wirbeltiere. Gemäss des Übereinkommens wurden auch die Versuchstiere in die entsprechenden Kategorien eingeteilt. Forschende müssen jährlich sämtliche Einsätze von Versuchstieren melden. Werden Tiere innerhalb eines Jahres mehrfach eingesetzt, ist jeder Einsatz in der Statistik zu erfassen.
Auf www.tv-statistik.ch ist die Entwicklung der eingesetzten Tiere im Zeitverlauf von 1983 - 2022 grafisch dargestellt. Zudem werden die Tierarten nach Verwendungszweck, nach Schweregrad der Belastung sowie Anzahl eingesetzte Tiere nach Kantonen dargestellt. Zusätzlich sind in der «Erweiterten Statistik» interaktiv weitere Abfragen für die Jahre 1997 bis 2022 nach Versuchszweck, Schweregrad, Tierarten, Kanton usw. möglich. Es liegen ausserdem Informationen zu den erteilten Bewilligungen und zu den Versuchstierhaltungen vor. Letztere wurden 2014 erstmals publiziert.
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Letzte Änderung 14.09.2023