Insgesamt wurden 2023 rund 1,6 % mehr Versuchstiere als im Vorjahr eingesetzt. Die Anzahl schwer belastender Tierversuche hat um rund 2,4 % abgenommen. Circa 39 % der Tierversuche wurden im Schweregrad 0 durchgeführt.
- Im Jahr 2023 wurden gesamthaft 595 305 Versuchstiere eingesetzt. Dies entspricht einer Zunahme von 9 314 Tieren im Vergleich zum Vorjahr.
- Die Forschungsaktivität mit bereits bewilligten Tierversuchen war für das Jahr 2023 weiterhin hoch. Hingegen wurde ein Rückgang der neu erteilten Bewilligungen verzeichnet. Dies gilt insbesondere für belastende Tierversuche in den Schweregraden 2 und 3.
- Die Anzahl der Tierversuche mit schwerer Belastung (Schweregrad 3) hat mit insgesamt 26 390 eingesetzten Tieren abgenommen. Dies entspricht einem Rückgang von 640 Tieren im Vergleich zum Vorjahr.
- Im Vergleich zum Vorjahr wurden mit etwa 42 000 Schweinen deutlich mehr Schweine eingesetzt (im Vorjahr ca. 4 000). Dabei wurden in drei Versuchen im Bereich der Tiergesundheit und/oder des Tierwohls rund 37 000 Schweine eingesetzt, wobei rund 99% im Schweregrad 0 eingesetzt wurden.
- Rund 66 % der Versuchstiere wurden für die Erforschung von Krankheiten beim Menschen eingesetzt.
- Rund 55 % der Versuchstiere wurden in der Grundlagenforschung verwendet.
1. 2023 wurden insgesamt mehr Versuchstiere eingesetzt
Die Zahl der eingesetzten Versuchstiere bewegte sich in den letzten 20 Jahren im Bereich zwischen 560 000 und 760 000. In den letzten fünf Jahren beliefen sich die Tierversuchszahlen demnach in einem eher tiefen Bereich seit Erfassung der Tierversuchsstatistik. Innerhalb dieses Bereiches stiegen die Zahlen seit 2020 kontinuierlich an (Abb. 1). Tierversuche wurden mehrheitlich an den Universitäten und Spitälern durchgeführt (ca. 57 %).

2. Rückgang der Bewilligungen für belastende Tierversuche 2023
Im Jahr 2023 wurde ein Rückgang bei den neu erteilten Bewilligungen beobachtet. Neu erteilt wurden im Jahr 2023 560 Bewilligungen (ohne Fortsetzungsbewilligungen), nämlich 98 Bewilligungen im SG 0, 115 im SG 1, 247 im SG 2 und 100 im SG 3. Dies entspricht bei den neu erteilten Bewilligungen einer Abnahme von 106 Bewilligungen (ca. 16 %) gegenüber dem Vorjahr (Abb. 2).

Der Rückgang an neu erteilten Bewilligungen im Jahr 2023 (Abb. 3) ist insbesondere bei Versuchen im SG 2 (50 weniger als im Vorjahr) und SG 3 (37 weniger als im Vorjahr) festzustellen.

3. Schweregrade: Zunahme im SG 0 und SG 2, Abnahme im SG 1 und SG 3
Dies ist von Bedeutung, da etwa 39 % der Tierversuche im Jahr 2023 nicht belastende Tierversuche (SG 0) waren. Im SG 2 wurden rund 10 000 Versuchstiere mehr eingesetzt als im Vorjahr
Im SG 1 war ein Rückgang von etwa 17 000 Tieren im Vergleich zu 2022 zu verzeichnen. Im SG 3 blieben die Zahlen mit einem leichten Rückgang von 640 Einsätzen eher stabil.
Schweregrad |
Anzahl eingesetzte Versuchstiere 2023 |
Veränderung gegenüber Vorjahr |
---|---|---|
0 |
235 656 (ca. 39 %) |
16 415 (+7,49 %) |
1 |
167 734 (ca. 28 %) |
-16 822 (-9,11 %) |
2 |
165 525 (ca. 28 %) |
10 361 (+6,68 %) |
3 |
26 390 (ca. 5 %) |
- 640 (-2,37 %) |
Total |
595 305 |
9 314 (+1,59 %) |
Die Verteilung der Schweregrade im Verlaufe der letzten zehn Jahre zeigt, dass in der Summe die Anzahl Tiere in den SG 2 und 3 zugenommen hat (Abb. 4 und 5). Im Fünfjahreszeitraum 2014-2018 wurden im Durchschnitt rund 159 000 Tiere pro Jahr im SG 2 und 3 eingesetzt gegenüber 180 000 Tieren pro Jahr zwischen 2019 und 2023.
Gleichzeitig hat die Anzahl von Versuchstieren in der Summe von SG 0 und 1 abgenommen. Zwischen 2014 und 2018 wurden im SG 0 und 1 im Durchschnitt rund 465 000 Versuchstiere pro Jahr eingesetzt, im Zeitraum 2019-2023 waren es 397 000.

Die Summe der zwei höchsten SG 2 und 3 ist ein Indikator für den Einsatz von Tieren in den am stärksten belastenden Versuchen (Tab. 1 und Abb. 5). Dieser Indikator hat gegenüber dem Vorjahr um rund 9 700 Versuchstiere zugenommen, da die Anzahl Tiere in SG 2 deutlich stärker gestiegen ist, als die Anzahl Tiere in SG 3 gesunken ist. Zur Entwicklung von SG 2 und 3 siehe auch die Ausführungen zu gentechnisch veränderten Tieren unter Ziff. 6.

Während von 2014 bis 2022 die Anzahl Versuchstiere im SG 3 nahezu kontinuierlich gestiegen ist (siehe Abb. 6), ist sie im Jahr 2023 erstmals wieder gesunken (640 Tiere weniger als 2022). Die Tierart, welche 2023 am häufigsten in Versuchen mit SG 3 eingesetzt wird, sind nach wie vor die Mäuse (23 616), gefolgt von Fischen (1 537), Ratten (757) und Amphibien und Reptilien (330).

Der seit 2013 zu beobachtende Anstieg schwerbelastender Tierversuche wird ab Ende August 2018 aufgrund der Überarbeitung der Fachinformation 1.04 «Schweregrade» des BLV verstärkt. Diese Revision hatte zur Folge, dass versuchsbedingte Belastungen seit 2018 tendenziell eher einem höheren Schweregrad zugeteilt wurden.
Weitere Zahlen zum SG 3:
- Tierversuche im SG 3 wurden zu rund 91 % zur Erforschung von Krankheiten beim Menschen durchgeführt (24 084).
- Für die Krebsforschung wurden 5 242 Versuchstiere (880 mehr als im Vorjahr) und für die Erforschung neurologischer Erkrankungen 9 068 Versuchstiere (194 mehr als im Vorjahr) im SG 3 eingesetzt.
- Rund 89 % der eingesetzten Tiere im SG 3 waren Mäuse.
4. Tierarten: mehr Mäuse und mehr Schweine
Im Jahr 2023 wurden rund 2 % mehr Mäuse als im Vorjahr verwendet. In den letzten vier Jahren wurden hingegen gesamthaft weniger Mäuse in Tierversuchen eingesetzt (Abb.7). Da Mäuse mit rund 60 % die am häufigsten eingesetzte Tierart sind, ist das eine relevante Entwicklung. Mäuse werden vor allem (ca. 77 %) in der Grundlagenforschung eingesetzt.

Im Jahr 2023 wurden rund 46 000 Fische in Versuchen eingesetzt. Dies ist ein Rückgang von etwa 34 000 zum Vorjahr und ist zum Teil auf abgeschlossene Versuche oder auf eine geringere Versuchstätigkeit zurückzuführen. Ein grosser Anteil von rund 41 % wurde in der Ökotoxikologie eingesetzt.
Im Vergleich zum Vorjahr wurden mit etwa 42 000 Schweinen rund zehnmal mehr Schweine eingesetzt. Rund 41 000 davon waren im Schweregrad 0. 37 000 Schweine wurden in drei Versuchen im Bereich der Tiergesundheit und/oder des Tierwohls eingesetzt. Beispielsweise hatten diese zum Ziel, datengestützte Methoden und Tiergesundheitsindikatoren zu evaluieren sowie deren möglichen Einsatz zu untersuchen.

Die Verwendung von Vögeln (inklusive Geflügel) ist im Vergleich zu 2022 um rund 1,4 % auf rund 66 000 gestiegen. In den vergangen zehn Jahren hat sich die Anzahl der verwendeten Vögel auf einem Plateau stabilisiert (Abb. 8). Zu etwa 75 % werden Vögel als Geflügel in Fütterungsstudien im SG 0 eingesetzt.
2023 gab es 267 Einsätze von Primaten in Tierversuchen (67 mehr Einsätze als im Vorjahr). Über 92 % der Einsätze wurden dem SG 0 zugeordnet (Tab. 2). Im SG 3 wurden keine Versuche durchgeführt. Es wurden keine Menschenaffen in belastenden Versuchen eingesetzt.
Jahr | 2022 | 2023 |
---|---|---|
Schweregrad 0 |
187 |
246 |
Schweregrad 1 |
2 |
6 |
Schweregrad 2 |
11 |
15 |
Schweregrad 3 |
0 |
0 |
Summe: |
200 |
267 |
5. Krankheiten beim Menschen: Hohe Aktivität in der Krebsforschung
In der Krebsforschung wurden etwa 128 000 Tiere (ca. 5 000 mehr als im Vorjahr) und in der Erforschung von neurologischen Krankheiten etwa 64 000 Tiere (ca. 2 000 weniger als im Vorjahr) eingesetzt (Abb. 9). Krebs und Neurologie machen also den grössten Teil der erforschten Krankheiten beim Menschen und rund ein Drittel aller Tierversuche aus.

Die Erforschung zu neurologischen Krankheiten verzeichnete einen Rückgang von Versuchstieren auf rund 64 000 im Jahr 2023 (Abb. 10). Im Fünfjahreszeitraum 2014-2018 wurden durchschnittlich rund 83 000 Tiere pro Jahr eingesetzt, im Zeitraum 2019-2023 rund 71 000 Tiere pro Jahr. Allerdings ist in diesem Forschungsfeld weiterhin ein Anstieg von rund 200 Einsätzen gegenüber 2022 im SG 3 zu verzeichnen.

In der Krebsforschung ist im Fünfjahresvergleich ein Anstieg der Versuche zu beobachten (Abb. 11). Im Zeitraum 2014-2018 wurden durchschnittlich rund 105 000 Tiere pro Jahr eingesetzt, zwischen 2019 und 2023 rund 118 000 Tiere pro Jahr. Im Jahr 2023 ist eine Zunahme von rund 900 Einsätzen in SG 3 gegenüber 2022 zu verzeichnen.

6. Gentechnisch veränderte Versuchstiere: Leichte Abnahme im SG 3 und Zunahme in SG 2
Davon wurden rund 11 000 in SG 3 Versuchen eingesetzt, was einer Abnahme von rund 400 Tieren im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im SG 2 wurden im Jahr 2023 rund 67 000 GVT eingesetzt, was einem Anstieg von etwa 4 000 gegenüber dem Vorjahr entspricht.

GVT wurden seit 2014 vermehrt in Tierversuchen der SG 2 und 3 verwendet. So hat sich die Anzahl zwischen 2014 und 2023 von rund 40 000 auf über 78 000 Tiere fast verdoppelt (Abb. 12). Der Anteil GVT in den SG 2 und 3 liegt bei rund 47 %. Da der Anteil GVT über alle Schweregrade hinweg rund 28 % beträgt, ist der Anteil GVT in mittel- bis schwerbelastenden Tierversuchen deutlich höher. Dies deutet auf eine höhere Forschungsaktivität mit GVT in stärker belasteten Tiermodellen hin.
Weitere Zahlen zu GVT:
- Rund 94 % der 2023 in Tierversuchen eingesetzten GVT waren Mäuse, rund 4 % Fische.
- Rund 93 % der GVT wurden 2023 bei der Forschung von Krankheiten beim Menschen eingesetzt.
7. Am meisten Versuchstiere in der Grundlagenforschung
Am meisten Tiere, rund 330 000 (etwa 55 % aller Versuchstiere), wurden nach wie vor in der Grundlagenforschung eingesetzt. Das sind rund 3 000 Tiere weniger als im Vorjahr.
Im Vergleich zum Vorjahr war in der Kategorie «Schutz von Mensch, Tier und Umwelt» ein Rückgang von rund 9 000 Tieren und in der Kategorie «Krankheitsdiagnostik» von rund 8 000 Tieren zu verzeichnen.
In der Kategorie «Anderer Zusammenhang» war ein Anstieg von rund 24 000 Tieren gegenüber dem Vorjahr zu beobachten. Diese Kategorie umfasst Versuche in Fachgebieten wie zum Beispiel Tiergesundheit, Tierzucht, Umweltschutz und Tierschutz. Im Jahr 2023 wurden in dieser Kategorie rund 110 000 Tiere registriert, wovon 97 000 als SG 0 eingestuft wurden.

In der Grundlagenforschung wurden vor allem Mäuse eingesetzt, wie zum Beispiel bei der Erforschung von Krebs oder von neurologischen Erkrankungen. Fische werden insbesondere in der Grundlagenforschung wie auch im Zusammenhang mit dem Schutz von Mensch, Tier und Umwelt eingesetzt. Der Einsatz von Vögeln (inkl. Geflügel) ist am häufigsten in der Kategorie «Anderer Zusammenhang», vor allem in Fütterungsversuchen. Schweine wurden insbesondere 2023 am häufigsten in der Kategorie «Anderer Zusammenhang» eingesetzt, überwiegend zur Identifizierung von Parametern, die für Tiergesundheit und/oder Tierschutz relevant sind (Tab. 3).
Tierart |
Grundlagen-forschung |
Entdeckung, Entwicklung und Qualitäts-kontrolle |
Krankheits-diagnostik |
Bildung |
Schutz |
Anderer Zusam-menhang |
---|---|---|---|---|---|---|
Mäuse |
77 % |
19 % |
<1 % |
2 % |
<1 % |
<1 % |
Ratten |
19 % |
69 % |
<1 % |
9 % |
2 % |
<1 % |
Fische |
29 % |
1 % |
2 % |
1 % |
46 % |
20 % |
Vögel (inkl. Geflügel) |
20 % |
<1 % |
<1 % |
1 % |
0 % |
77 % |
Schweine |
8 % |
<1 % |
<1 % |
3 % |
2 % |
87 % |
8. Versuchstierhaltungen: Kleiner Rückgang bei gezüchteten und einge-führten Versuchstieren
Tiere gezüchtet und rund 210 000 Tiere importiert. Dies sind rund 4 % weniger Tiere als im Vorjahr, welche in schweizerischen Versuchstierhaltungen geboren und importiert wurden. Rund 82 % der Tiere waren Mäuse, gefolgt von Fischen (13 %) und Ratten (4 %).
Im Jahr 2023 wurden rund 37 000 Mäuse weniger in Versuchstierhaltungen geboren und rund 9 000 mehr importiert. Gesamthaft wurden rund 750 000 gentechnisch veränderte Mäuse in Versuchstierhaltungen geboren oder importiert (Abb. 14). Nachkommen aus Linien oder Stämmen mit gentechnisch veränderten Tieren gelten als gentechnisch verändert, bis nachgewiesen ist, dass sie die genetische Veränderung des Elterntieres nicht tragen.

Da 595 305 Tiere im Jahr 2023 in Tierversuchen eingesetzt wurden, ist festzustellen, dass viele Tiere, die in Versuchstierhaltungen geboren wurden, nicht in Tierversuchen eingesetzt wurden. Dies liegt zu einem grossen Teil daran, dass bei der Zucht neuer gentechnisch veränderter Tiere aufgrund der Vererbungsgesetze auch Tiere entstehen, die nicht die für den Versuch erforderliche genetische Eigenschaft tragen. Tiere, die nicht in Versuchen eingesetzt wurden, wurden entweder für die Zucht weiterverwendet oder zum grössten Teil euthanasiert. Eine geringe Anzahl von Versuchstieren wird an private Tierhalter und Tierhalterinnen abgegeben. Die genaue Anzahl der gezüchteten Tiere, die nicht in Tierversuchen verwendet wurden und in Versuchstierhaltungen getötet wurden / verendet sind oder an Dritte abgegeben wurden, kann aus den Meldepflichten der Versuchstierhaltungen nicht ermittelt werden.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) veröffentlicht als zuständige Bundesbehörde nach Artikel 36 des Tierschutzgesetzes vom 16. Dezember 2005 (SR 455; TSchG) die Jahresstatistik über Tierversuche auf der Webseite www.tv-statistik.ch. Das BLV berücksichtigt bei der Erstellung und Veröffentlichung der Statistik das Europäische Übereinkommen zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Wirbeltiere. Gemäss dem Übereinkommen wurden auch die Versuchstiere in die entsprechenden Kategorien eingeteilt. Forschende müssen jährlich sämtliche Einsätze von Versuchstieren melden. Werden Tiere innerhalb eines Jahres mehrfach eingesetzt, ist jeder Einsatz in der Statistik zu erfassen.
Auf www.tv-statistik.ch ist die Entwicklung der eingesetzten Tiere im Zeitverlauf von 1983 - 2023 grafisch dargestellt. Zudem werden die Tierarten nach Verwendungszweck, nach Schweregrad der Belastung sowie Anzahl eingesetzte Tiere nach Kantonen dargestellt. Zusätzlich sind in der «Erweiterten Statistik» interaktiv weitere Abfragen für die Jahre 1997 bis 2023 nach Versuchszweck, Schweregrad, Tierarten, Kanton usw. möglich. Es liegen ausserdem Informationen zu den erteilten Bewilligungen und zu den Versuchstierhaltungen vor. Letztere wurden 2014 erstmals publiziert.
Weitere Informationen
Letzte Änderung 12.03.2025