Tierfreundliche Haltungsformen fördern die Gesundheit und das Wohlergehen der Schweine. Zentral dabei sind Bewegung, Luft und Licht. Hier stehen die Tierhaltenden in der Verantwortung.
Halten sich Hausschweine in einem naturnahen und reich strukturierten Lebensraum auf, zeigen sie noch heute dieselben Verhaltensmuster wie ihre Vorfahren, die Wildschweine.
Stallungen
Viele Haltungsprobleme sind auf nicht ausreichende Strukturierung von Buchten zurückzuführen. Strukturierte und geräumige Buchten ermöglichen es den Tieren, verschiedene Verhaltensweisen an unterschiedlichen Orten auszuleben z.B. koten an bestimmten Kotplätzen. Zudem können die Schweine ihre Liegeflächen abhängig von klimatischen Bedingungen auswählen: Einstreu bei Kälte, kühle Flächen bei Hitze. Ausreichend Platz und Ausweichmöglichkeiten durch gut strukturierte Buchten reduzieren weiter das Auftreten von Verletzungen bei Auseinandersetzungen. Die Haltung grösserer Gruppen kann mit der Bildung von Untergruppen, durch Einrichtung separater Liegeabteile, erleichtert werden.
Ruhen
Während eines grossen Teils des Tages ruhen Schweine. Die Ausgestaltung ihres Liegebereichs ist deshalb besonders wichtig. Schweine bevorzugen weiche und trockene Liegeflächen, die mit Einstreu realisiert werden können. Bei hohen Temperaturen brauchen Schweine wärmeabführende Flächen.
Eingestreute Liegeflächen ermöglichen aufgrund ihrer wärmedämmenden Eigenschaft die Haltung von Schweinen in Kaltställen und haben einen positiven Effekt auf die Gliedmassen. Zusätzlich ermöglichen sie es den Tieren, sich zu beschäftigen.
Die entspannteste Ruhelage bei Schweinen ist die Seitenlage, bei der die Beine seitlich ausgestreckt werden. Schlafen Schweine in Bauchlage oder liegen sie in Haufenlage, so ist das ein Hinweis darauf, dass es ihnen zu kalt ist. Bei hohen Temperaturen vermeiden Schweine beim Liegen Körperkontakt, bei niedrigen Temperaturen liegen sie eng beisammen.
Sozialkontakte
Schweine brauchen ausgiebige Kontakte zu Artgenossen. In natürlich zusammengesetzten Schweinegruppen sind Rangauseinandersetzungen selten. In der Stallhaltung kommt jedoch häufiges Neugruppieren von Sauen, Absetzferkeln und Mastferkeln vor, was zu Rangauseinandersetzungen führt. Sowohl für die eigentliche Auseinandersetzung wie für das Ausweichen nach der Konfrontation brauchen Schweine ausreichend Platz. Sie können sich sonst gravierend verletzen. Durch Strukturierung der Buchten können Ausweichmöglichkeiten geschaffen werden. Werden Tiere unterschiedlichen Alters, bzw. Grösse und Gewicht zusammengehalten, finden sie leichter zu einer Rangordnung. Der Einsatz von Tranquilizern verzögert die Auseinandersetzungen nur, statt sie zu verhindern und wird deshalb nicht empfohlen. Dasselbe gilt für Ablenkfütterung.
Bewegung
Schweine sind tagaktiv und benötigen zur Orientierung genügend Licht. Ihr Verhalten ist nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich stark strukturiert. Wenden sich Schweine einer anderen Aktivität zu, begeben sie sich dazu oft auch an einen neuen Ort. Im Freiland legen sie dafür täglich mehrere Kilometer zurück. Bewegung wirkt sich positiv auf den Bewegungsapparat und das Kreislaufsystem der Tiere aus.
Futter und Wasser
Schweine sind Allesfresser. Sie fressen sowohl energiereiche wie strukturierte, rohfaserreiche Nahrung. Im Freiland ist die Nahrung sehr ungleichmässig verteilt. Deshalb verbringen wildlebende Schweine den grössten Teil ihrer aktiven Zeit mit Erkunden und Nahrungssuche. Die Fütterung in der Stallhaltung entspricht deshalb nicht dem natürlichen Fressverhalten von Schweinen im Freiland.
Hausschweine erhalten meist ausschliesslich unstrukturiertes, energiereiches Futter, das sie schnell aufnehmen können. Zudem werden sie meist nur ein- bis zweimal täglich gefüttert. Schweine am Trog können oft nicht die bei der Nahrungsaufnahme übliche Distanz von 2 - 4 Metern einhalten. Rangniedere Tiere können daher eine geringe Nahrungsaufnahme und somit eine geringere Gewichtszunahme haben, weil sie von ranghöheren Tieren vom Trog vertrieben werden. Die Futtertröge sollten deshalb bei ausgewachsenen Schweinen durch Schulterblenden im Kopfbereich unterteilt sein oder es sollten Einzelfressstände verwendet werden.
Fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten sind Hauptursachen für Verhaltensstörungen wie Stangenbeissen, Leerkauen und vor allem Schwanzbeissen bei Mastschweinen. Hinzu kommt, dass die Tiere in einer einstreulosen Haltung auch keine Nahrungssuche (Wühlen etc.) ausführen können. Die Haltung mit Einstreu schafft dagegen Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Mehr dazu im Artikel von Roland Weber im Tierschutzbericht 2014: „Beschäftigung ist wichtig für Mastschweine“ (siehe „Weitere Informationen“ > Publikationen). Bei einstreuloser Haltung brauchen die Schweine zusätzliche Möglichkeiten wie beispielsweise Stroh aus der Raufe oder die Zufütterung von Stroh, Heu oder Gras.
Schweine müssen permanenten Zugang zu Wasser haben. Die Tränken müssen der jeweiligen Grösse der Schweine angepasst werden. Die Wasseraufnahme ist zeitlich eng an die Futteraufnahme gekoppelt.
Ausbildung für die Haltung von Schweinen
Wer mehr als drei Schweine hält, braucht eine entsprechende Ausbildung: Umfasst die Tierhaltung insgesamt mehr als zehn Grossvieheinheiten, ist eine landwirtschaftliche Ausbildung erforderlich. In kleineren Tierhaltungen mit weniger als zehn Grossvieheinheiten muss die für die Haltung und Betreuung verantwortliche Person einen Sachkundenachweis nach Art. 198 der Tierschutzverordnung erbringen. Personen, die am 1. September 2008 bereits als Tierhaltende erfasst waren, müssen die Ausbildung nicht nachholen. Vom Sachkundenachweis befreit sind auch Landwirte, denn sie verfügen bereits über eine fachspezifische Berufsausbildung für den Umgang mit Nutztieren. Die Kurse zum Erwerb des Sachkundenachweises können Organisationen durchführen, welche vom BLV für diese Aufgabe anerkannt sind. Eine Liste dieser Organisationen befindet sich unter „Ausbildung“.
Schweine dürfen nur von fachkundigen Personen getötet werden, die sich unter kundiger Anleitung und Aufsicht die notwendigen Kenntnisse und die praktische Erfahrung mit der Tötung von Schweinen aneignen konnten und diese regelmässig töten (Art. 177 Abs. 1 + 1bis TSchV).
Manchmal kann das Töten eines kranken, verletzten oder lebensschwachen Tieres die beste Lösung sein, um Leiden zu vermindern. Das Töten muss schonend und verzögerungsfrei ablaufen. Die gewählte Tötungsmethode muss zum sicheren Tod des Tieres führen. Das Tier muss bis zum Eintritt des Todes überwacht werden. Bevor es entsorgt wird, muss der Tod überprüft worden sein (vgl. Art. 179 TSchV sowie die Fachinformation unter Weitere Informationen > im Detail).
Weitere Informationen
Im Detail
Schweinestallungen: Abmessungen, Böden, Klima
Fachinformation 8.6: Stallklimawerte und ihre Messung in Schweinehaltungen (PDF, 143 kB, 07.02.2024)
Futter und Wasser
Ausbildung für die Haltung von Schweinen
Töten
Publikationen
Letzte Änderung 16.07.2021