Substanzen aus Reifenabrieb in landwirtschaftlichen Erzeugnissen

In der Schweiz gelangt ein grosser Teil des Reifenabriebs von Fahrzeugen in die Umwelt. Die daraus freigesetzten Additive sind möglicherweise giftig. Im Auftrag des BLV haben Forschende untersucht, ob und in welchen Mengen diese Substanzen in landwirtschaftliche Produkte gelangen.

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Substanzen aus Reifenabrieb können in die Umwelt und in landwirtschaftliche Erzeugnisse gelangen.

Laut Bundesamt für Umwelt (BAFU) werden in der Schweiz jährlich zwischen 13’500 und 21'200 Tonnen Reifenabrieb produziert. Ungefähr ein Viertel davon kann durch Strassenreinigung und Abwasserbehandlung zurückgehalten und der Entsorgung zugeführt werden. Der Rest gelangt in die Umwelt.

Reifenpartikel enthalten eine Reihe von chemischen Substanzen. Bislang war wenig darüber bekannt, inwiefern diese Substanzen in Nahrungsmittel gelangen und ob sie für Menschen schädlich sein können.
Im Auftrag des BLV haben Forschende der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) mögliche Konzentrationen von chemischen Substanzen aus Reifenabrieb auf und in landwirtschaftlichen Erzeugnissen untersucht.

Substanzen aus Reifenabrieb in Salat und Gemüse

Im Rahmen eines Projekts der Ressortforschung des BLV zu «Substanzen aus Reifenabrieb in Salat und Gemüse» untersuchten die Forschenden je 10 Proben von Kopfsalat, Spinat, Kohl, Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln, Kürbissen, Zucchini, Tomaten und Peperoni auf Substanzen, die von Reifenpartikeln freigesetzt werden können. Die Stichprobe umfasste Gemüse aus konventionellem und biologischem Anbau in der Schweiz und im Ausland.

Ein Drittel der analysierten Proben enthielt messbare Konzentrationen dieser Substanzen, was darauf hindeutet, dass chemische Substanzen aus Reifenabrieb in die Nahrungskette gelangen können. Zwischen pflanzlichen Produkten unterschiedlicher Herkunft oder von verschiedenen Herstellern gab es keine signifikanten Unterschiede. Der Kontaminationsgrad wird also wahrscheinlich von den Wachstumsbedingungen und auch vom Grad der Umweltverschmutzung in der Nähe der Produkte beeinflusst.

Aktuelle toxikologische Daten zeigen zurzeit keine direkten Gesundheitsgefahren an. Allerdings gilt es noch zu erforschen, ob Substanzen aus Reifenabrieb schädliche Langzeitwirkungen haben können. Die Studie der EPFL bietet wichtige Erkenntnisse über das Vorhandensein von aus Reifen freigesetzten Substanzen in der Landwirtschaft und unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit besser einschätzen zu können.

Substanzen aus Reifenabrieb in Milch und Käse

Im Zuge eines weiteren Forschungsprojekts mit dem Titel «Identifizierung und quantitative Analyse von chemischen Zusätzen aus Reifen in Milch und Käse» untersuchten die Forschenden auch 17 Milchproben und 3 Käseproben, die von Agroscope zur Verfügung gestellt wurden. In sieben Milchproben und allen drei Käseproben wurden messbare Konzentrationen von Substanzen, die von Reifenpartikeln freigesetzt werden können, nachgewiesen. 

Diese ersten Ergebnisse genügen nicht, um das gesundheitliche Risiko zu bewerten. Sie zeigen jedoch, dass es sich lohnt, eine umfassendere Messkampagne durchzuführen.

Das BLV prüft die Möglichkeit, weitere Forschung zum Thema anzustossen.

Letzte Änderung 22.04.2025

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