Smart Animal Health: Tiergesundheit anhand vorhandener Daten fördern

«Smart Animal Health» sammelt und verknüpft vorhandene Daten rund um Nutztiere. Ergänzt mit spezifischen Erhebungen auf den Betrieben werden Zusammenhänge zwischen Haltung und Gesundheit besser erkennbar. Wegen der ergiebigen Datenlage liegt der Fokus aktuell auf Schweine- und Milchviehbetrieben.

Im Rahmen des Forschungsprojekts «Smart Animal Health» (SAH) wird eine Methode entwickelt, die eine effiziente und zuverlässige Erfassung und Bewertung von Daten zur Tiergesundheit und zum Tierwohl ermöglicht. Dabei werden bereits vorhandene Daten aus öffentlich- und privatrechtlichen Quellen analysiert, miteinander verknüpft und auf deren Aussagekraft geprüft. Zusätzlich werden auf Betriebsbesuchen Tiergesundheitsindikatoren wie Lahmheiten, Läsionen und Verschmutzung erfasst und bezüglich Erhebungsaufwand evaluiert.

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Abb.1: Mit «Smart Animal Health» werden bereits vorhandene Daten aus öffentlich- und privatrechtlichen Quellen analysiert und zusammen verknüpft. Für eine hohe Aussagekraft der Bewertung von Tiergesundheit und Tierwohl braucht es jedoch zusätzliche Tiergesundheitsindikatoren, die auf den Betrieben direkt am Tier erhoben werden.

Durch das Verknüpfen von bereits vorhandenen Daten untereinander und mit Tiergesundheitsindikatoren, die auf Betriebsbesuchen erhoben werden, ergibt sich ein vollständiges Bild über die Tierhaltungen. Die Tiergesundheit und das Tierwohl kann so auf der Ebene von einzelnen Betrieben, Betriebsgruppen (z.B. Nutzungskategorien von Schweinen) und der Schweizer Nutztierpopulation als Ganzes beschrieben und bewertet werden. Betriebe mit einer gesunden Tierhaltung können damit erkannt und gefördert werden. Gleichzeitig können Betriebe, deren Tierhaltung optimiert werden sollte, frühzeitig Beratung und Unterstützung in Anspruch nehmen.

Zielsetzung und Methode von «Smart Animal Health» erläutern Dr. Katharina Stärk (Leiterin Wissensgrundlagen BLV) und Beat Thomann (Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern).

Vorhandene Datenquellen als Grundlage für die Bewertung von Tiergesundheit und Tierwohl

Die Tierverkehrsdatenbank TVD, das Informationssystem zu Labordaten aRes, die Datenbank zur Fleischkontrolle FLEKO, das Agrarpolitische Informationssystem AGIS und andere öffentlich-rechtliche Quellen liefern wertvolle Daten, die als Grundlage für die Bewertung von Tiergesundheit und Tierwohl dienen können. Die Verfügbarkeit von Daten aus privatrechtlichen Datenbanken ist eingeschränkt und der Zugang nur mit dem Einverständnis der jeweiligen Tierhalter und Dateneigner möglich. Zukünftig sollen bestehende Datenquellen optimiert und zusätzliche Datenquellen, wie IS-ABV mit Daten zum Antibiotika-Verbrauch, integriert werden.

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Abb.2: Mit SAH werden die vier Teilbereiche →Tiergesundheit, → Haltung und Ernährung, → Verhalten, → Schmerzen, Schäden und Angst im Hinblick auf das Tierwohl gemäss Schweizer Tierschutzgesetz gemessen. Die Informationen stammen aus den drei in Abbildung 1 ersichtlichen Quellen: Öffentliche Datenbanken (blau), Privatrechtliche Datenbanken (orange) und Betriebserhebungen (grün).

Informationen zu Verhalten, Blessuren und Schmerzen fehlen

Die bisherigen Erhebungen zeigen grosse Unterschiede bezüglich Datenverfügbarkeit und -qualität zwischen den verschiedenen Nutztierarten. Zudem sind wertvolle Daten mehrheitlich in privaten Datenbanken gespeichert und nur beschränkt verfügbar. Zu Indikatoren der Teilbereiche «Verhalten» und «Schmerzen, Schäden und Angst» existieren praktisch keine Daten. Diese müssen zurzeit mit beträchtlichem Aufwand direkt am Tier auf dem Betrieb erhoben werden. In Kombination mit vorhandenen Daten aus öffentlich- und privatrechtlichen Quellen sind sie jedoch für eine hohe Aussagekraft der Beurteilung von Tiergesundheit und Tierwohl von grosser Bedeutung.

Zum Projekt und den gewählten Daten bilanzieren Gabriele Schachermayr (Vizedirektorin BLW) und Thomas Echtermann (Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich).

Schweine- und Milchviehbetriebe im Fokus

Relativ ergiebig zeigte sich in der ersten Phase von SAH die Datenlage aus Schweine- und Milchviehbetrieben. In der aktuellen Projektphase wird deshalb die optimale Verknüpfung dieser Daten und deren Aussagekraft ermittelt. Qualifizierte Fachkräfte beurteilen auf Betriebserhebungen zusätzlich «on-farm»-Indikatoren mit dem Ziel, möglichst aussagekräftige Gesundheitsindikatoren zu identifizieren, die mit wenig Aufwand erhoben werden können (sogenannte Eisbergindikatoren). Zur Klärung der praktischen Umsetzung, für die Akzeptanz und Integration der SAH-Methodik in bereits bestehende Systeme zur Erfassung der Tiergesundheit wird die Mitwirkung der Stakeholder aktiv und gezielt gefördert.

Langfristige Ziele

Die Umsetzung der im Forschungsprojekt entwickelten Methode soll es ermöglichen, aufgrund von vorhandenen Daten und von wenigen Gesundheitsindikatoren, die mit geringem zusätzlichem Aufwand auf den Betrieben erhoben werden:
- den Gesundheitszustand auf Betriebs- und Populationsebene zu beobachten und zu vergleichen sowie Veränderungen über die Zeit zu erkennen
- die Wirksamkeit von Massnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit zu beurteilen und bei Bedarf zu optimieren.

«Smart Animal Health» ‒ ein Gemeinschaftsprojekt

Das Forschungsprojekt «Smart Animal Health» wurde 2018 vom BLV zusammen mit dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) lanciert. Ergebnisse zum Nutzen und zur Aussagekraft von bereits vorhandenen Daten aus öffentlich- und privatrechtlichen Quellen und zu Gesundheitsindikatoren, die mit geringem Aufwand auf den Betrieben erhoben werden können, werden bis Ende 2024 erwartet.

Weitere Informationen

Letzte Änderung 18.01.2024

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