Antibiotikareduktion ‒ eine One Health-Aufgabe

Je mehr Antibiotika eingesetzt werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass Krankheitskeime resistent werden und verfügbare Medikamente nicht mehr wirken. Das BLV geht mit seiner Ressortforschung den Voraussetzungen nach, die es für einen sparsamen Einsatz von Antibiotika braucht.

Bild_Hühner und Kind
Krankheiten können direkt und indirekt zwischen Tier und Mensch übertragen werden. Auch Antibiotikaresistenzen betreffen sowohl die Menschen wie auch die Tiere.

Das BLV setzt sich für die langfristige Wirksamkeit von Antibiotika ein. Zusammen mit den Bundesämtern für Gesundheit (BAG), für Landwirtschaft (BLW) und für Umwelt (BAFU) hat es die Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) und einen Aktionsplan entwickelt.

Für das Verständnis der komplexen Thematik braucht es neue Erkenntnisse aus der Forschung. StAR und der Aktionsplan basieren auf Daten aus verschiedenen vom BLV in Auftrag gegebenen Forschungsprojekten. Sie gehen den Voraussetzungen nach, die es braucht, um den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren:

Die Analyse des Erbguts resistenter Keime liefert wichtige Hinweise auf die Mechanismen der Antibiotikaresistenz

Im Auftrag des BLV haben Forschende der Universität Bern mit einer Ganzgenomsequenzanalyse, kurz WGS (Whole Genome Sequencing), das Erbgut von antibiotikaresistenten Bakterien aus Geflügel und Menschen verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bakterienstämme genetisch unterschiedlich sind. Eine direkte Übertragung ist somit unwahrscheinlich. Die meisten Resistenzgene sind wirtsspezifisch. Einige kommen aber bei Mensch und Geflügel vor. Dies weist auf einen seltenen Transfer hin. Fleisch könnte dabei eine Rolle spielen.

In einem zweiten Teil des Projekts haben die Forschenden resistente Bakterien von Haustieren (Hund und Katze) und Menschen gesammelt. Die Analyse der Proben zeigte eine hohe Diversität der verschiedenen Bakterienstämme von Tieren und Menschen, sowie die Ausbreitung der Resistenzgene untereinander. Ein Risiko für die Übertragung dieser Resistenzen auf andere Tiere (z.B. in der Nahrungskette) ist deshalb nicht ausgeschlossen.

Die Ergebnisse bestätigen, wie wichtig eine kontinuierliche One Health- und WGS-basierte Überwachung ist. Mit dieser können neu auftretende multiresistente Bakterien und ihre Reservoirs, sowie ihre Verbreitungswege zwischen Tieren, Menschen und der Umwelt ermittelt werden.

Der Zusammenhang zwischen Antibiotikaverbrauch, Management und Tiergesundheitsindikatoren

Bei Milchkühen und insbesondere ihren Kälbern werden viele Antibiotika eingesetzt. Dies hängt auch mit dem Managementsystem zusammen. Dazu gehören ein gutes Stallklima, gute Hygiene, geeignete Fütterung und wenig Stress.

Das Ziel der Studie mit dem Titel «Zusammenhang zwischen Antibiotikaverbrauch, Management und Tiergesundheitsindikatoren» war es, Managementfaktoren und Indikatoren zur Tiergesundheit zu ermitteln, die im Zusammenhang mit einem besonders hohen Antibiotikaverbrauch stehen. Aufgrund der grossen Bedeutung dieser Tierkategorie wurde die Studie auf Milchviehbetrieben durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die verwendeten Indikatoren für Tiergesundheit und Tierwohl, kurz HWI (Health and Welfare Indicators), und die entsprechenden Scors, kurz HWS (Health and Welfare Scores), gute Instrumente sind, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Milchkühen in Betrieben zu bewerten, zu überwachen und zu vergleichen. Einige Ergebnisse deuten darauf hin, dass in Betrieben mit höherem Antibiotikaeinsatz, kurz AMU (AntiMicrobial Usage), der Gesundheits- und Tierwohlstatus tendenziell schlechter ist. Allerdings sind weitere Untersuchungen mit einer grösseren Zahl von Betrieben nötig, um die Verbindung zwischen HWI und AMU besser zu verstehen. Die beobachteten Muster von Antibiotikaresistenzen konnten nicht direkt mit dem betrieblichen Antibiotikaeinsatz in Verbindung gebracht werden. Dies deutet darauf hin, dass andere Faktoren, wie zum Beispiel das Eutergesundheitsmanagement, ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.

Mit guter Hygiene gegen multiresistente Keime in Tierkliniken und Tierarztpraxen

Bakterien können zwischen Mensch und Tier übertragen werden. Das gilt auch für solche, die gegen Antibiotika resistent sind. In Tierkliniken und Tierarztpraxen erwies sich das Händewaschen als wichtige Massnahme, um der Übertragung von multiresistenten Keimen entgegenzuwirken:

Händewaschen hilft gegen multiresistente Keime

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Letzte Änderung 09.04.2025

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