Milch und Milchprodukte als Jodlieferanten – welche Faktoren beeinflussen den Gehalt?

Im Rahmen mehrerer, einander ergänzender Forschungsprojekte wurde der Weg des Jods nachverfolgt – vom Futter der Tiere über die Milch bis in den Käse. Klar wurde dabei: Bei den Massnahmen für eine bessere Jodversorgung der Schweizer Bevölkerung besteht noch Spielraum.

Für den Menschen ist Jod ein essenzielles Spurenelement. Ein Mangel kann insbesondere bei Kindern irreversible Schäden verursachen. Seit langem wird deshalb das Speisesalz in der Schweiz mit Jod angereichert. Trotzdem gibt es Hinweise auf eine unzureichende Jodaufnahme in der Bevölkerung, insbesondere bei Schwangeren und stillenden Müttern und ihren Säuglingen.

Neben dem jodierten Salz gehören Milch und Milchprodukte zu den wichtigsten Jodquellen in der Ernährung. Auch weil Jod aus Milch sehr gut aufgenommen wird. Da der Gehalt an Jod in Milch und Milchprodukten stark schwankt, gelten diese jedoch als nicht zuverlässige Quellen. In verschiedenen, vom BLV finanzierten Forschungsprojekten wurde deshalb geklärt, welche Faktoren die Jodkonzentration in Milch und Milchprodukten beeinflussen. Sind die wichtigsten Faktoren bekannt, können geeignete Massnahmen zur Verbesserung der Versorgung ergriffen werden.

Wovon hängt die Jodkonzentration in der Milch ab?

Die Ergebnisse der Forschungsprojekte zeigen, dass der Jodgehalt in der Milch von der Fütterung der Kühe abhängt. Durch Futtermittelzusätze kann der Jodgehalt in der Milch reguliert werden. Einzelne landwirtschaftliche Produktionsformen schränken jedoch diese Zugabe in der Fütterung ein. Weitere Faktoren, welche die Jodkonzentration in der Milch beeinflussen, sind die gleichzeitige Aufnahme von Jodantagonisten aus Futterpflanzen (etwa Thiocyanate), die Jahreszeit, aber auch das Zitzentauchen mit jodhaltigen Desinfektionsmitteln. Ebenso hat die Verarbeitung der Milch Auswirkungen auf den Jodgehalt von Milchprodukten (Aramis 5.15.01).

Wie kann der Jodgehalt im Käse erhöht werden?

In der Käseproduktion verbleibt viel Jod in der Molke, die von der Käsemasse, dem sogenannten Bruch, abgetrennt wird. Dennoch könnte Käse in der Schweiz eine wichtige Jodquelle sein. Bei der Herstellung wird der Käselaib nämlich für einige Zeit in Salzlake gebadet. Ein Forschungsprojekt konnte zeigen, dass bei Verwendung von jodiertem Salz das Jod nach und nach in den gesamten Laib eindringt und sich während der Reifung im Käselaib gleichmässig verteilt. Käse kann also auch nach dem Entfernen der Rinde bedeutend zur Versorgung mit Jod beitragen. Gegenwärtig wird jedoch in der Käseproduktion nicht jodiertes Salz verwendet. Dies verringert den möglichen Beitrag von Käse zur Jodversorgung der Bevölkerung.

Käselaibe werden für einige Zeit in Salzlake gebadet.
Käselaibe werden für einige Zeit in Salzlake gebadet.

Was kann das BLV tun, um die Jodversorgung der Bevölkerung zu verbessern?

Mit dem Ziel die Jodversorgung der Bevölkerung zu verbessern, wird dem Speisesalz seit bald 100 Jahren Jod beigefügt. Übermässiger Salzkonsum wirkt sich jedoch nachteilig auf den Blutdruck aus und erhöht das Risiko von Herzerkrankungen und Schlaganfällen. Deshalb rät das BLV im Einklang mit den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zur schrittweisen Reduktion des täglichen Salzkonsums von heute durchschnittlich 9 auf 5 Gramm bei erwachsenen Personen.

Dies könnte sich aber nachteilig auf die Jodzufuhr der Schweizer Bevölkerung auswirken, da heute jodiertes Salz die wichtigste Jodquelle aus der Nahrung ist. Falls der Salzkonsum wie erwünscht zurückgeht, muss eine breitere Verwendung von Jod bei der Lebensmittelherstellung angestrebt werden. Dabei kommt der Milch und ihren Produkten eine besondere Bedeutung zu. Die vermehrte Verwendung von jodiertem Salz in der Käseproduktion könnte eine wirksame Massnahme zur Verbesserung der Jodversorgung sein.

Auch Säuglinge sind auf Jod angewiesen. Die Jodkonzentration in der Muttermilch ist bei stillenden Müttern in der Schweiz aber verhältnismässig niedrig. Aus diesem Grund unterstützt das BLV eine Studie (Aramis 4.20.03), welche die Wirkung einer Ergänzung der mütterlichen Ernährung mit Jod während der Stillzeit auf die Jodkonzentration in der Muttermilch und die Jodversorgung der Säuglinge untersucht.

Forschungsergebnisse dank Zusammenarbeit

Im Rahmen einer Dissertation wurden am Laboratorium für Humanernährung der ETH Zürich verschiedene Teilprojekte zum Jodgehalt in Milch und Milchprodukten durchgeführt. Die Forschungsinstitution Agroscope Posieux und die Gruppe für Tierernährung der ETH Zürich unterstützten die Fütterungsversuche mit den Milchkühen. Die Studien zur Saisonalität der Milchjodkonzentrationen und der Diffusion von Jod in reifenden Käselaiben wurden von den Laboratorien des BLV in Zusammenarbeit mit Agroscope Liebefeld erarbeitet.

Forschungsprojekte

Die nachfolgenden Forschungsprojekte stellen die wissenschaftlichen Grundlagen bereit, damit Milch und Ihre Produkte für die Jodzufuhr genutzt werden können. Geeignete Massnahmen, wie die Verwendung von jodiertem Salz in der Käseproduktion, lassen sich jedoch nicht kurzfristig umsetzten.

 

 

Letzte Änderung 24.05.2022

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