Legionellen in sanitären Anlagen von Gebäuden bekämpfen

Die durch Legionellen verursachte Legionärskrankheit hat in der Schweiz und weltweit stark zugenommen. Um dem entgegenzuwirken, erarbeitete ein multidisziplinäres Forschungsteam im Auftrag des BLV Grundlagen für die effiziente Erkennung und Bekämpfung von Legionellen in sanitären Anlagen von Gebäuden.

Legionellen sind Bakterien, die im stehenden Wasser natürlich vorkommen. Verbreiten sie sich jedoch in Wasserleitungen, können sie die menschliche Gesundheit gefährden. Sie lösen die Legionärskrankheit mit einer Lungenentzündung oder das mildere Pontiac-Fieber aus.

Das vom BLV zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und dem Bundesamt für Energie (BFE) lancierte Forschungsprojekt «Legionellen-Bekämpfung in Gebäuden», kurz LeCo (Legionella control in buildings), erforschte die Ursachen zum Befall und entwickelte Gegenmassnahmen zur Verbreitung von Legionellen in sanitären Einrichtungen von Gebäuden. Ziel ist, die Fallzahlen der Legionärskrankheit in der Schweiz langfristig zu reduzieren.

Empfehlungen basierend auf wissenschaftlichen Grundlagen

Das Forschungsprojekt LeCo liefert den Bundesbehörden wichtige wissenschaftliche Grundlagen zu den hygienischen Anforderungen an Wasser in sanitären Anlagen. Die Informationen richten sich an Gebäudetechniker, Sanitärinstallateure, Gebäudebesitzerinnen sowie die kantonalen Lebensmittelvollzugsbehörden. Auf den Forschungsergebnissen basieren Empfehlungen, wie Fachleute die Konzentration von Legionellen in den Anlagen niedrig halten können. Dazu gehören Vorschläge für Analyse- und Probenahmeverfahren, Desinfektionsmethoden, technische Bauprinzipien der Anlagen und Strategien für das Management:

Empfehlungen zu Legionellen und Legionellose

Die Forschenden stellen fest, dass viele Probleme in Gebäuden auf die Nichtbeachtung bestehender Vorschriften zurückzuführen sind und schlagen auch Verbesserungen bei der Konzeption zukünftiger Anlagen vor.

Ausserdem zeigen sie Möglichkeiten auf, die Wassertemperaturen so zu optimieren, dass Energie gespart wird, ohne die hygienische Sicherheit zu gefährden. Sie empfehlen insbesondere:

  • Verbesserungen bei der Gestaltung und dem Betrieb von Warmwasserspeichersystemen und den letzten Metern des Verteilungsnetzes vor dem Nutzer
  • Die Konzentration auf die Temperatur im Zirkulationssystem anstatt im Boiler, wobei 55 °C als sichere Temperatur gelten
  • Mehr Schulung und Sensibilisierung aller Beteiligten.

Das Verhalten von Legionellen erforschen

Damit die Keime effizienter unter Kontrolle gebracht werden können, versuchten die Forschenden das Verhalten von Legionellen in Wasserleitungen von grossen Gebäuden besser zu verstehen. In diesem Zusammenhang untersuchten sie auch biologische Massnahmen gegen Legionellen unter Berücksichtigung von Energieeinsparungen. Zudem wurden die Nachweismethoden für Legionellen verbessert.

Duschschläuche – ein Paradies für Mikroben

Duschschläuche sind von Biofilmen besiedelt. Ein Biofilm ist eine komplexe Gemeinschaft von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Algen, die sich an einer Oberfläche anheften und zu einer Haftschicht zusammenwachsen. LeCo hat die enorme Vielfalt der in diesen Biofilmen vorhandenen Bakterien enthüllt.

Biofilm im Duschschlauch
Ein Biofilm aus einem Duschschlauch

Die Forschenden fanden mehrere Dutzend Legionellenarten. Unter ihnen Legionella pneumophila, die als gefährlich gilt und für die überwiegende Mehrheit der Infektionen verantwortlich ist. Sie war in 8% der untersuchten 86 Duschschläuche vorhanden und machte in diesen durchschnittlich 20% aller identifizierten Legionellen aus. Diese quantitative Erfassung ist wichtig, da sich die gesetzlichen Normen auf die Zählung der Gesamtzahl der Legionellen stützen.

Andere in den Duschschläuchen identifizierten Legionellenarten sind weniger gefährlich oder ihre Gefährlichkeit ist nicht bekannt.

Die im Rahmen von LeCo neu entwickelten Vorgaben für Methoden zur Probeentnahme stehen für Anlagenbetreibende zusammengefasst auf der Methodenplattform des Fachverbands für Wasser-, Gas- und Fernwärmeversorger SVGW zur Verfügung: Methodenplattform | SVGW

Ab welcher Mindestkonzentration von Legionellen in einer Dusche kann die Legionärskrankheit auftreten?

Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst festgelegt werden, welches Schutzniveau für die Bevölkerung angemessen ist. Für Legionellen wurde dieses Niveau auf 10-4 festgelegt. Das bedeutet, dass pro Jahr bei 10’000 Menschen eine Infektion auftreten darf.

Das Risiko, durch Duschen an der Legionärskrankheit zu erkranken, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der wichtigste Faktor ist die Konzentration von Legionella pneumophila im Duschwasser. Die beste Möglichkeit, das Risiko einer Erkrankung zu verringern, ist, die Konzentration dieser Bakterien zu senken, zum Beispiel durch eine bessere Kontrolle der Wasserversorgung. Untersuchungen zeigen, dass die Menge an Wassertröpfchen, die beim Duschen in die Luft gelangt, auch einen entscheidenden Einfluss auf das Risiko hat. Dabei wurde festgestellt, dass die kritische Bakterienkonzentration für heisse Duschen (etwa 25 KBE/l) deutlich niedriger ist als für kalte Duschen (etwa 1.000 KBE/l).

Die Ergebnisse zeigen, dass das Risiko an der Legionärskrankheit zu erkranken deutlich gesenkt werden kann, wenn die Konzentration von Legionellen im Duschwasser, die Häufigkeit des Duschens, die Wassertemperatur und die Feinheit der aus der Dusche austretenden Wasserpartikel gesenkt sowie die Belüftung erhöht werden.

Festlegen von Höchstwerten

Die Legionärskrankheit tritt in der Schweiz und weltweit immer häufiger auf. Dem BAG wurden in den letzten Jahren zwischen 500 und 700 Fälle gemeldet, mit steigender Tendenz. Bei 5 bis 10 Prozent der Fälle verläuft die Krankheit trotz Antibiotikabehandlung tödlich. Als Reaktion legte das BLV im Jahr 2017 Höchstwerte für Legionellen im Dusch- und Badewasser fest. Diese sind in der Lebensmittelgesetzgebung geregelt.

Ein multidisziplinäres Forschungsprojekt

Für das Forschungsprojekt LeCo arbeiteten von 2019 bis 2025 vier Schweizer Forschungsgruppen aus den Bereichen Trinkwassermikrobiologie, Krankheitserreger und Humangesundheit zusammen. Beteiligt waren namentlich:

Weitere Informationen

Letzte Änderung 09.04.2025

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