Lebensmittelverpackungen sollen sicher sein

Aus Verpackungen können chemische Stoffe in Lebensmittel gelangen. Dabei handelt es sich meist um komplexe Mischungen, von denen nicht bekannt ist, inwieweit sie die Gesundheit schädigen. Zwei Projekte, die vom BLV unterstützt werden, leisten einen wichtigen Beitrag zur Klärung dieser Situation. 

Nahrungsmittel können eine Vielzahl an Chemikalien enthalten, die z. B. aus Verpackungsmaterialien stammen. Konsumentinnen und Konsumenten sind dadurch Gemischen von chemischen Stoffen und daraus entstandenen Produkten ausgesetzt, deren toxische Wirkung oft unbekannt ist.

Lebensmittelverpackungen Pet und Alu Dosen
Aus Petflaschen, Aludosen und anderen Verpackungen können chemische Stoffe in die verpackten Lebensmittel gelangen.

Eine neue Methode zur Analyse von komplexen Chemikalienmischungen in Verpackungen

Im Rahmen des Forschungsprojekts TOXSISTEM haben Forschende am Oekotoxzentrum, dem schweizerischen Kompetenzzentrum für Ökotoxikologie, eine Methode entwickelt, um zu untersuchen, inwieweit komplexe Chemikalienmischungen in Verpackungen das menschliche Erbgut schädigen oder den Hormonhaushalt beeinflussen können. Dabei werden die dafür verantwortlichen Substanzen identifiziert.

Microtiter Grafik
Im Vergleich zur herkömmlichen Methode (Microtite, oben) kann mit der Methode nach TOXSISTEM (Hochleistungs-Dünnschichtchromatografie HPTLC, unten) die Hormonaktivität einer Substanz bereits bei tieferer Konzentration gemessen werden (Versuch mit Hefezellen: Bioassay, Yeast estrogen screen, rechts) (aus «Estrogenic activity of food contact materials—evaluation of 20 chemicals using a yeast estrogen screen on HPTLC or 96-well plates | SpringerLink»)


Die Methode besteht aus drei Phasen:

  1. Trennung der Mischung in die einzelnen Substanzen durch hochauflösende Dünnschichtchromatographie;
  2. mikrobielle Tests auf bestimmte Effekte wie Erbgutschädigung oder hormonelle Aktivität;
  3. Identifikation von einzelnen Substanzen durch hochauflösende Massenspektrometrie.

Mit der direkten Anwendung der Biotests (Phase 2) auf der Dünnschichtplatte (Phase 1) werden bioaktive Substanzen in bestimmten Banden angereichert. Die Banden können herausgeschnitten und nach der Extraktion mit dem Massenspektrometer (Phase 3) die dafür verantwortlichen Substanzen identifiziert werden. Die Methode muss im Hinblick auf eine bessere Auftrennung der Substanzen weiterentwickelt und validiert werden. Erst dann kann sie in der Praxis auf breiter Basis bei den Herstellern und in Vollzugs- und Prüflaboratorien zur Anwendung kommen.

Ermittlung der toxikologischen Eigenschaften von Oligomeren

Das vom BLV unterstützte Forschungsprojekt ToxOligo zielt auf eine wichtige Wissenslücke ab: die Charakterisierung toxikologischer Eigenschaften von Oligomeren. Ein Oligomer ist ein Molekül, das aus mehreren strukturell gleichen oder ähnlichen Einheiten aufgebaut ist: ein Polymer ist ein langkettiges Molekül aus sehr vielen gleichen oder ähnlichen Einheiten. Oligomere sind unerwünschte Nebenprodukte bei der Kunststoffherstellung. Sie können in Plastik, Klebstoffen und Beschichtungen von Verpackungen vorkommen und so in die darin verpackten Lebensmittel übergehen. Trotz teilweise erhöhter Konzentrationen in Verpackungsmaterialien ist noch nicht bekannt, inwieweit Oligomere gesundheitsschädigend sind. Eine Bewertung des Risikos ist darum schwierig.

Zyklische und lineare PET-Oligomere
Zyklische und lineare PET-Oligomere (c – zyklisch, l – linear, TPA – Terephthalsäure, MEG – Monoethylengylkol, DEG – Diethylenglykol) (aus «Oligomere in polyesterbasierten Lebensmittelverpackungen (chemie.de)»)


Forschende der Universität Basel haben nun mit Hilfe von Computermodellen Gefahrenprofile von den rund 550 bekannten Oligomeren in Materialien erstellt, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. In einem zweiten Schritt sollen für ausgewählte Oligomere Zellkulturtests durchgeführt werden, in denen die Bindung an Rezeptoren untersucht wird, welche für toxische Effekte wichtig sind. Ziel des Projekts ist es, ein Konzept zur Risikobewertung von Oligomeren zu erarbeiten. Dieses Konzept soll unter anderem in der Konformitätsarbeit von Lebensmittelkontaktmaterialien zum Einsatz kommen. Die Konformitätsarbeit von Lebensmittelkontaktmaterialien stellt die gesundheitliche Unbedenklichkeit von nicht spezifisch geregelten Substanzen durch die Hersteller bzw. den Handel sicher.

Weitere Informationen

Letzte Änderung 20.09.2022

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